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Russland zitierte auch den britischen Botschafter Tony Brenton ins Außenministerium.

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Michail Kaminin, der Sprecher des russischen Außenministeriums, teilte mit, dass Russland britischen Amtsträgern ab sofort keine Einreise-Visa mehr erteilen und keine offiziellen Vertreter nach Großbritannien schicken werde.

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Nach der Ausweisung von vier russischen Diplomaten aus Großbritannien schlug Moskau am Donnerstag zurück. Russland verwies seinerseits vier britische Diplomaten des Landes. Die Briten sprechen von einem „komplett ungerechtfertigten“ Schritt.

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Eine „angemessene und klare“ Reaktion auf die Ausweisung von vier russischen Diplomaten aus London hatte Russlands Vizeaußenminister Alexander Gruschko vor drei Tagen angekündigt. Am Donnerstag schließlich gab Michail Kamynin, offizieller Vertreter des russischen Außenministeriums, die Entscheidung seines Amtes bekannt: Moskau wird vier Diplomaten der britischen Botschaft aus Moskau ausweisen. Zudem werde Russland keine Visa mehr für britische Beamte ausgeben und keine offiziellen Vertreter nach Großbritannien schicken. Sogar die Zusammenarbeit im Kampf gegen den internationalen Terrorismus wurde aufgekündigt.

Auch wurde am Donnerstag der britische Botschafter in Moskau, Anthony Brenton, ins russische Außenministerium einbestellt. Dort seien die Meinungsverschiedenheiten im Fall Litwinenko besprochen worden, berichtete die Agentur Interfax. Die Zuspitzung im britisch-russischen Verhältnis findet ja vor dem Hintergrund des Vergiftungstodes des russischen Ex-KGB-Mannes Alexander Litwinenko im Herbst des Vorjahres statt. Der britische Außenminister David Miliband hatte zu Wochenbeginn den Beschluss zur Ausweisung russischer Diplomaten damit begründet, dass Moskau die Auslieferung des Tatverdächtigen Andrej Lugowoj verweigere.

Nach seiner Unterredung im Außenministerium sagte Brenton, dass ihm Dokumente übergeben und Mitteilungen für die britische Regierung gemacht worden seien: „Ich werde nichts davon kommentieren, was diese Mitteilungen beinhalten“, sagte er. Noch vor den gestrigen Reaktionen seitens Moskaus hatte das britische Außenministerium erklärt, dass jegliche Antwortmaßnahmen „ungerechtfertigt“ seien.

Die Konfrontation zwischen den beiden Staaten hat am Donnerstag jedenfalls einen neuen Höhepunkt erreicht. Schon am Vortag waren Erinnerungen an den Kalten Krieg aufgekommen, als zwei russische Bomber dem britischen Luftraum vor Schottland nahe gekommen und deshalb zwei britische Kampfjets aufgestiegen waren. Russland sprach von Ausbildungsflügen über neutralen Gewässern.

Kein Verständnis

Unter den wenigen verbliebenen nüchternen Beobachtern in Russland macht sich unterdessen Ratlosigkeit über die Eskalation des Streites breit. Dass London Russland auffordert, die Verfassung zu ändern, um Lugowoj ausliefern zu können, stößt selbst bei den kremlkritischen Experten in Russland auf Kopfschütteln. Präsident Wladimir Putin sah die diplomatische Krise mit Großbritannien als vorübergehend an. „Meiner Ansicht nach werden sich die Beziehungen zwischen Russland und Großbritannien normal entwickeln, weil beide Länder daran interessiert sind“, sagte Putin Donnerstag. „Ich glaube, wir werde diese Mini-Krise überwinden.“ (Eduard Steiner aus Moskau, DER STANDARD, Printausgabe 20.7.2007)