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Chef der Gaddafi-Wohlfahrtsstiftung und diplomatischer Helfer seines Vaters: Saif al-Islam hat Millionen-Entschädigungen für die HIV-Opfer von Benghasi arrangiert.

REUTERS/Yousef Alagali
Saif al-Islam, der Sohn des libyschen Präsidenten Muammar al-Gaddafi, hat den Weg für eine Lösung des Justizdramas um die fünf bulgarischen Krankenschwestern und den palästinensische Arzt wegen einer angeblichen HIV-Masseninfizierung in einem Kinderkrankenhaus in Benghasi vor nun acht Jahren geebnet.

Für die Bulgarinnen setzte sich der heute 35-Jährige erst ein, nachdem sie bereits vier Jahre in libyschen Gefängnissen geschmort hatten und wohl auch gefoltert worden waren. Daraufhin verbesserten sich ihre Haftbedingungen schlagartig. Dass sein Engagement für diesen Fall zusammenfiel mit der Ankündigung seines Vaters, auf Massenvernichtungswaffen zu verzichten, ist bestimmt kein Zufall. Vater und Sohn sind die zwei Seiten einer Medaille.

"Schwert des Islam"

Saif al-Islam, was übersetzt "Schwert des Islam" bedeutet, ist das liberale Aushängeschild des libyschen Regimes. Der zweitälteste Sohn ist weltgewandt und gut gebildet und wird deshalb von seinem aufbrausenden und ungehobelten Vater gern für heikle diplomatische Missionen eingesetzt. Saif hat in Tripolis, London und eben auch Wien studiert. An der privaten Wirtschafts- und Jus-Akademie Imadec hatte Gaddafi junior Haiders langjährigen Sekretär und Marathon-Partner Gerald Miksch kennen gelernt. So kam er schließlich zum Kärntner Landeshautpmann. Der eröffnete in Wien auch einmal eine Kunstausstellung des feinsinnigen Architekten unter dem Titel "Die Wüste ist nicht stumm".

Mit Saif al-Islam hat der Vater in der eigenen Familie ein Ventil, über das Unmut kanalisiert werden kann. Opposition gibt es im nordafrikanischen Ölstaat keine - so kann der Präsidentensohn sich in maßvoller Kritik üben. Seinen Landsleuten hat er nichts weniger als eine neue Ära versprochen, in der Ungerechtigkeiten abgestellt werden sollen.

Viel ist auf dem Weg in dieses neue libysche Zeitalter noch nicht geschehen. Von der Freilassung von 130 politischen Gefangenen vor einem Jahr einmal abgesehen. Und auch der HIV-Prozess hat trotz eines guten Ausganges nichts mit Rechtsstaatlichkeit und viel mit Augenauswischerei zu tun, denn die tatsächlich Verantwortlichen für den HIV-Skandal von Benghasi wurden nie zur Rechenschaft gezogen. (Astrid Fefel aus Kairo/DER STANDARD, Printausgabe, 17.7.2007)