St.Tropez am Traunsee: Der mondäne Wasser-Luxus mancher Reichen kommt von der Bootswerft Frauscher in Gmunden, einem Familienbetrieb in dritter Generation

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Gmunden – Wenn die Quecksilbersäule über 30 Grad klettert und an den heimischen Seeufern alle Badeplatzerln dicht besetzt sind, dann kommt es schon vor, dass sich einer spontan zum Bootskauf entschließt, weiß Andrea Frauscher, die gerade eines ihrer letzten Vorführboote verkauft hat. "Da hat man dann seinen eigenen Badeplatz, ungestört mitten am See."

Maßarbeit

Aber in der Regel werden die "schönen Stunden am Wasser" (Werbeslogan der Bootswerft Frauscher) von langer Hand geplant, denn Bootsbau ist Handarbeit, jedes Boot und jede Yacht ein Einzelstück, nach individuellen Kundenwünschen ausgeführt.

Mit rund 45 Mitarbeitern bauen die Frauschers jährlich rund 180 Boote und Yachten, vom H-Boot (Segler) bis zu den Motorboot-Topmodellen St. Tropez und Lido. Beim Rumpf ist Holz schon lange als Werkstoff durch Kunststoffe ersetzt worden, die schichtweise auf den Werkzeugformen aufgetragen werden, vom Trennwachs und Shell Coat bis zu den mit Epoxyharz getränkten Glasfibermatten.

Dritte Generation

Andrea und ihre Cousins, die Brüder Stefan und Michael Frauscher, sind die dritte Generation, die den Familienbetrieb führt. 1927 gründete Engelbert Frauscher die Werft in Gmunden, ging nach Wien an die Alte Donau, und kehrte 1945 zurück, weil die US-Alliierten Bootsbauer suchten. Seine Söhne Ernst und Hans übernahmen den Betrieb, den sie vor nicht all zu langer Zeit an die dritte Generation übergaben. Andrea Frauscher checkt das "Back Office", Stefan Marketing und Verkauf, Michael ist Bootsbauer.

6500 Boote haben die Werft seit ihrer Gründung verlassen, ihren Umsatz beziffern die Frauschers mit rund 9,5 Mio. Euro im Jahr, über 70 Prozent Export – u.a. nach Florida und Kalifornien, Griechenland und Spanien, wo es das zahlungskräftige Publikum für den Luxus aus Gmunden gibt. Zwar sind kleinere Boote schon um etwas mehr als 20.000 Euro zu haben, die großen wie die Lido können mit entsprechender Ausstattung auch sechsstellige Summen kosten. Stark im (Umweltschutz-)Trend: Elektroboote, deren Anteil bei 44 Prozent liegt und die auch stark genug sein können, um Wasserski zu ziehen. Aber auch Power ist weiterhin gefragt: Vor wenigen Tagen absolvierte Frauschers neues 9-Meter-Boot die erste Testfahrt, mit zwei Motoren, die über 600 PS leisten.

Zwar bringt es die Lido, das Flaggschiff des Bootsbauers Frauscher in Gmunden, schon auf 100 Stundenkilometer, wenn man so richtig losdüst. Aber der Trend geht aufgrund von Umweltschutzbestimmungen eindeutig zu Elektrobooten, fast die Hälfte des Verkaufs. (Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 17.7.2007)