Seit Anfang Juli dürfen Unternehmen mit Sitz in Hongkong, an denen die Volksrepublik eine wesentliche Beteiligung hält (sog. Red Chips), ein Zweitlisting im A-Markt führen, dem Börsensegment für Inlandschinesen. Peking erhofft sich dadurch mehr Anlagemöglichkeiten für heimische Investoren – ABN Amro steigende Kurse für Anleger. Denn im Vergleich zu ihren Pendants in Shanghai werden die „Red Chips“ mit einem deutlichen Abschlag gehandelt. Günstig sind die Papiere allerdings nur im direkten Vergleich: Während der Shanghai B Index derzeit ein KGV von mehr als 50 aufweist, liegt das des Hang Seng Red Chip Index, auf den sich das Zertifikat bezieht, „nur“ bei knapp 22. Obwohl es sich bei den Firmen um „Blue Chips“ wie den weltgrößten Mobilfunkanbieter China Mobile, Gasförderer CNOOC oder Computerbauer Lenovo handelt, ist die Bewertung nicht mehr günstig. Ein Grund hierfür sind auch die exorbitanten Kurssteigerungen: 2006 gewann der Index mehr als 70 Prozent hinzu, im ersten Halbjahr 2007 belief sich das Plus auf rund 30 Prozent.
Als größtes Problem für Anleger könnte sich jedoch die Zusammensetzung des Börsenbarometers entpuppen, die mit einer gleichmäßigen Streuung des Kapitals wenig gemein hat. Platzhirsch im Index ist China Mobile mit einer Gewichtung von 53,9 Prozent. Es folgen CNOOC mit knapp zwölf Prozent sowie ein weiterer Mobilfunker, China Unicom, mit 5,4 Prozent. Den Anteil der übrigen 27 Unternehmen können Investoren getrost ignorieren. Er macht zusammengenommen weniger als 30 Prozent aus. Die Analysten sind für den größten Indexwert immerhin relativ optimistisch. Knapp 60 Prozent empfehlen die Aktie derzeit zum Kauf. Allerdings raten auch 24 Prozent der Experten laut Bloomberg zum Verkauf des Titels.