Genf - Im Folgenden Kommentare aus europäischen Tageszeitungen rund um das nordkoreanische Atomprogramm:

"Tages-Anzeiger" (Zürich):

"Zurück auf Feld eins. Mit der Abschaltung des Reaktors (...) sind Nordkorea und die USA fast wieder dort, wo sie am Ende der Clinton- Zeit waren. Nur ist Nordkorea inzwischen eine Atommacht. Washington muss sich dazu bequemen, den Geliebten Führer in seinem verarmten Land zu dulden. Sicher: Kim Jong-il ist ein übler Diktator. Er lässt sein Volk hungern und rüstet sich bis an die Zähne. Vor allem gegen die eigenen Leute. Sowohl eine Lockerung nach innen wie eine Öffnung nach außen dürften ihn und sein Regime wegspülen. Dem beugt er vor - um jeden Preis. Südkorea setzt deshalb auf eine langsame Erosion seiner Diktatur; es versucht, den Bruderstaat einzubinden."

"Süddeutsche Zeitung" (München):

"Mit verbalem Säbelrasseln und seit 2005 mit Finanzsanktionen, die wirksamer waren, als man das in Washington erwartete, haben die Falken um US-Vizepräsident Dick Cheney den Diktator Kim in die atomare Aufrüstung getrieben. Die zog er sogar gegen den Willen der Chinesen, seiner letzten Gönner, durch. Jetzt hat Kim eingelenkt - weil zuvor auch Washington in Person des besonnenen Diplomaten Christopher Hill nachgegeben hat. Die Achse des Bösen gerät Bush zur Achse der Rückzieher." (APA/dpa)