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Der Große Schwurgerichtssaal des Wiener Landesgerichts atmet Geschichte: Unter Denkmalschutz und in neoklassizistischem Ambiente wurden einst die Morde Udo Prokschs, der Lainzer Krankenschwestern und Elfriede Blauensteiners verhandelt.
Ab Montag ist der Saal Schauplatz des Bawag-Prozesses. Wir bringen im Folgenden einen Überblick über die Beteiligten.

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Helmut Elsner, 73, legt die Anklage im Zusammenhang mit den Karibikverlusten Untreue (Schaden 1,4 Mio. Euro) und Bilanzfälschung zur Last. Dazu kommt schwerer Betrug (7,4 Mio. Euro), er soll zu Unrecht seine Pensionsabfindung und Bilanzgeld kassiert haben. Der leidenschaftliche Golfer war ab 1955 bei der Bawag, 1978 kam er in den Vorstand der Bank, die er 1995 bis 2003 leitete. Der Ex-Bankenverband-Chef sitzt seit Herbst in U-Haft, er laboriert an einem Herzleiden.

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Johann Zwettler, 66, arbeitete seit 1968 in der Gewerkschaftsbank und versuchte, nachdem Aktionär ÖGB nie Geld springen ließ, interne Lösungen zum Verdienen zu finden. Der Floridsdorfer diente sich 1995 in den Vorstand, 2003 beerbte der unscheinbare Mann der Zahlen, der das Bawag-Labyrinth samt Stiftungen wie seine Hosentasche kannte, Elsner. Unter seiner Ägide floss der Refco-Blitzkredit (350 Mio. Euro), per 2006 wurde er mit militärischen Ehren in Pension geschickt.

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Wolfgang Flöttl, 51, ist der Sohn von Langzeit-Bawag-Boss Walter Flöttl, Elsners Vorgänger. Er hat die Spekulationsgeschäfte Ende der 80er begonnen, nun wirft man ihm Beihilfe zur Untreue vor, er habe "mehrere hundert Mio. Euro durch hochriskante Veranlagungen" verzockt. Der Jurist arbeitete bis 1987 als Investmentbanker in New York. Er erwarb ein Riesenvermögen, von dem er Teile der Bank "überschreiben musste", wie er sagt. Er ist mit einer Eisenhower-Enkelin verheiratet.

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Günter Weninger, 66, war von 1997 bis Ende 2005 Aufsichtsratschef der Bawag, seinem Amt laut Anklage "intellektuell und fachlich wohl nur zum Teil gewachsen". Er war Vizepräsident und Finanzchef des ÖGB, als dessen "graue Eminenz" er galt. Ihm wird Beihilfe zur Untreue und Bilanzfälschung vorgeworfen. Der pensionierte Beamte wusste um die Verluste, informierte aber den Rest des Aufsichtsrats nicht. Er organisierte im Jahr 2000 die Haftung des ÖGB.

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Christian Büttner, 50, war Banker in London, bevor er 1996 vom Bawag-Aktionär (46,4 Prozent) Bayerische Landesbank in den Vorstand entsandt wurde. Dem passionierten Hubschrauberpiloten wird zugute gehalten, dass er 1998 gegen die Fortführung der Flöttl-Geschäfte stimmte; vorgehalten wird ihm, dass er weitere Kredite aber doch mittrug - Vorwurf der Untreue und Bilanzfälschung. 2000 verweigerte er die Unterschrift unter die Bilanz, was die ÖGB-Garantie nach sich zog.

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Peter Nakowitz, 44, kam 1989 in die Bawag, avancierte 1998 zum Generalsekretär (und Pressesprecher). Er galt als enger Vertrauter und rechte Hand Elsners, dessen Aufträge er brav umsetzte. Er war etwa in die Schätzung der Flöttl'schen Gemälde involviert und in heiklen Causen zeichnungsberechtigt. Ihm wird ein ebenso hoher Schaden angelastet wie Elsner, nach dessen Pensionierung er in den Vorstand kam. Er ist der Beihilfe zur Untreue und Bilanzfälschung angeklagt.

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Hubert Kreuch, 63, gehörte der "alten Garde" der einstigen Gewerkschaftsbank an. Er wurde 1991 in den Vorstand berufen und war über die Jahre im Osten und Süden Österreichs für Privat- und Kommerzkunden- sowie für das internationale Geschäft zuständig. Laut Anklage (Vorwurf: Untreue, Bilanzfälschung; 425 Mio. Euro) "ordnete er sich Elsner und dessen Gehilfen widerspruchslos unter". Er weigerte sich 2001 (wie Büttner und Schwarzecker), die Bilanz 2000 zu unterschreiben.

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Josef Schwarzecker, 54, wurde gleichzeitig mit Zwettler im Juni 1995 in den Bawag-Vorstand berufen. Der ausgewiesene EDV-Spezialist war für die Treasury-Abwicklung, das Kreditrating und die Logistik zuständig, galt als das schüchternste Bawag-Vorstandsmitglied. Die Anklage (Vorwurf: Untreue, Bilanzfälschung; 365,2 Mio. Euro) nennt ihn "vorsichtig, manchmal fast ängstlich". Derivative Finanzinstrumente, wie sie die Bawag nützte, seien ihm "weit gehend fremd" gewesen.

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Robert Reiter, 58, ist Wirtschaftsprüfer, sein Schicksal wird von Berufskollegen mit Interesse verfolgt. Als Partner der KPMG (bis 2004) prüfte und testierte er von 1993 bis 2003 die Bawag-Bilanzen, war in Flöttls Vermögensschätzung involviert. Die Anklage wirft ihm Beihilfe zur Untreue und Bilanzfälschung vor (505 Mio. Euro). Der Exvorstand von Elsners Privatstiftung und Expräsident des Instituts österreichischer Wirtschaftsprüfer habe "Einblick in die Sondergeschäfte" gehabt.

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Claudia Bandion-Ortner, 40, ist die Richterin im größten Wirtschaftsprozess seit 1945. Die Expersonalvertreterin stammt aus einer Tamsweger Juristenfamilie, hat sich auf Wirtschaftscausen spezialisiert; in der Strafsache Bawag trifft sie alte Bekannte wieder, etwa Konsum-Exchef Hermann Gerharter. Ihn hat sie im Strafverfahren um die Konsum-Pleite zu Geld- und Haftstrafe verurteit; damals war Elsner einer der Zeugen gewesen. Sie wird als profunde, gute Richterin beschrieben.

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Georg Krakow, 40, ist Staatsanwalt und Bawag-Ankläger. Den ersten Teil seiner Karriere verbrachte der penible Rechercheur in der Möbelbranche (Lutz), 2002 wurde er Richter, in der Causa Konsum hatte er seine ersten Auftritte für die Anklage. Krakow betreut die Causen Yline und Amis, im Bierbrauer-Insiderprozess kamen ihm etliche der Angeklagten vor kurzem durch Freispruch (nicht rechtskräftig) abhanden. Der extrem merkfähige Jurist gilt als zielstrebig und ehrgeizig. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14./15.7.2007)

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