Der Mitte Mai von der österreichischen
Internet-Plattform
sms.at
auf den Markt gebrachte Instant Messenger
"bing"
, mit dem über das Handy in Echtzeit mit Freunden gechattet
werden kann, ist inzwischen mehr als 80.000 Mal herunter geladen
worden. Täglich kommen derzeit rund 10.000 neue Nutzer dazu, erklärte
Geschäftsführer Jürgen Pansy gestern, Donnerstag, im Gespräch mit der
APA.
Zahlen
Aktuell werden weltweit mehr als 1,4 Millionen Nachrichten pro
Woche über mit der Software ausgestattete Mobiltelefone verschickt,
vor einem Monat waren es noch unter 200.000. "Allein in der
vergangenen Woche hat sich die Zahl verdoppelt. Wir registrieren
derzeit explosionsartige Zuwächse", so Pansy.
Viral
Grund dafür sei die "virale" Verbreitung über Empfehlungen, die
durch "das gezielte Impfen eines Landes" ausgelöst werde. "Über
Blogs, Foren oder Download-Plattformen erreichen wir Personen, auf
die der ganze Freundeskreis hört. Durch die Verteilung über die
weltweiten Kanäle führt das zu einem Schneeballeffekt", gab sich
Pansy überzeugt. Detaillierte Zahlen zu einzelnen Ländern - derzeit
gibt es Nutzer in über 110 Staaten - wollte er "aus Angst vor
Nachahmern" nicht bekannt geben.
Verbreitung
International sei mobiles Instant Messaging schon weit verbreitet,
in Österreich komme das Thema erst jetzt in Schwung. "Das Erreichen
einer kritischen Masse ist aber die Voraussetzung für die geplante
Finanzierung über Werbung", so Pansy. Wichtig gewesen sei ein
schneller Start, weshalb man auch nicht auf Kooperationen mit
Mobilfunkern habe warten können. Außerdem hätte eine
Exklusivvereinbarung die Vorteile des "offenen Systems" beschränkt.
Derzeit würden aber wieder Gespräche geführt.
Unabhängig
Das mobile Instant Messaging mit "bing" funktioniere weltweit
unabhängig vom Netzbetreiber und ermögliche den Usern die
Kommunikation mit dem Freundeskreis zu einem Bruchteil der
herkömmlichen SMS-Kosten. Voraussetzung sei ein mobiler
Internet-Zugang und ein Java-fähiges Handy. Die Software selbst ist
kostenlos, verrechnet werden lediglich die üblichen Kosten für den
Datentransfer durch die Mobilfunkbetreiber. Der User baut sich
mittels Einladung seinen persönlichen "Freundschaftsraum" auf und
sieht außerdem, wer online ist.
Nutzung
Anders als erwartet werde "bing" bisher vor allem von Männern
genutzt. "Beim Ausprobieren sind Männer neugieriger, aber die Frauen
holen stark auf", erklärte Projektleiterin Sonja Langer. Auch die
ursprünglich adressierte Zielgruppe der 14- bis 18-Jährigen aus dem
urbanen Bereich wird auf Grund der bisherigen Erfahrungen auf
Studenten und Berufstätige, die viel unterwegs sind, ausgeweitet.
Kontakte
Gechattet wird hauptsächlich mit dem engsten Freundeskreis: Rund
80 Prozent der Kommunikation entfallen auf 20 Prozent der
eingetragenen Kontakte. Neben dem geschützten "Raum" für persönliche
Unterhaltungen - bisher wurden mehr als zehntausend Gruppen-Chats
eingerichtet - können auch die bestehenden Instant Messenger-Dienste
der diversen Internetportale (MSN, ICQ oder AOL) mobil genutzt
werden.
Auswirkungen
Auswirkungen auf die Internet-Plattform sms.at gebe es durch
"bing" nicht. "Allerdings war es Zeit etwas Neues zu starten, weil
bei sms.at keine großen Umsatzzuwächse mehr zu erwarten sind. Das
EBIT-Wachstum entwickelt sich aber sehr gut", so Pansy. Im Vorjahr
hat die sms.at mobile internet services gmbh mit Sitz in Graz rund 10
Millionen Euro umgesetzt. (APA)