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Pratibha Patil hat in ihrer politischen Laufbahn schon einige "Männerbastionen" erklommen.
Foto: APA/epa/Sanjeev Gupta
Neu-Delhi/Wien - Am 19. Juli finden in Indien Präsidentschaftswahlen statt. Die von der Regierungskoalition nominierte Pratibha Patil gilt als unbestrittene Favoritin für die Neubesetzung des höchsten Staatsamtes. Die 72-jährige Gouverneurin von Rajastan hat somit gute Chancen als erste Frau in das Präsidentenamt gewählt zu werden. Patils beinahe chancenloser Gegenkandidat ist der amtierende Vizepräsident, Bhairon Singh Shekhawat (84).

Zweifelhafte Aussagen

Politische BeobachterInnen gehen davon aus, dass die Regierungskoalition ihre Kandidatin bei der Abstimmung sicher durchbringen wird, obwohl Patil sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart durch ihre Aussagen immer wieder heftige Kontroversen um ihre Person erzeugte. 1975 zeigte sie sich als Befürworterin der Zwangssterilisation von Menschen mit Erbkrankheiten und kurz nach ihrer Nominierung als Präsidenschaftskandidatin tätigte sie die historisch falsche Behauptung, dass indische Frauen den Schleier vor hunderten von Jahren als Schutz vor islamischen Invasoren angelegt hätte.

"Historischer Moment"

Patil hat bereits Erfahrung vorzuweisen, wenn es darum geht ein bisher immer von Männern bekleidetes Amt zu übernehmen. Als 16. Gouverneurin von Rajastan ist sie in ihrer seit 2004 andauernden Amtszeit die erste Frau in diesem Amt. Angesichts ihrer jetzigen Kandidatur für das Amt der Präsidentin, sprach die Chefin der Kongresspartei und der Regierungskoalition, Sonia Gandhi, von einem historischen Moment.

Geringe Chancen für Bhairon Singh Shekhawat

Patils Gegenkandidat ist der seit 2002 amtierende Vizepräsident Bhairon Singh Shekhawat. Er wurde von der wichtigsten Oppositionspartei, der Bharathiya Janata Partei (BJP), als unabhängiger Kandidat aufgestellt. Shekhawats Chancen, die Wahlen um das Präsidentschaftsamt zu gewinnen, gelten als sehr gering.

Die Amtszeit von Indiens derzeitigem Präsidenten A.P.J. Abdul Kalam (75) endet am 24. Juli. Er verzichtete auf eine zweite Kandidatur. Das Staatsoberhaupt wird von einem Elektorenkollegium gewählt, in dem Abgeordnete beider Häuser des Parlaments und aus den 35 Unionsstaaten vertreten sind. Die Personen die für das Amt des Präsidenten kandidieren, müssen indische Staatsbürger sein, das 35. Lebensjahr vollendet haben und Mitglied des Unterhauses ("Lok Sabha") sein.

Schlüsselrolle in Krisenzeiten

Der indische Präsident verfügt theoretisch über weitreichende Vollmachten, von denen er allerdings die meisten nur auf Vorschlag der Regierung wahrnehmen kann. In turbulenten politischen Zeiten kommt dem Präsidenten jedoch eine Schlüsselrolle zu, da ihm die letzte Entscheidung über die Ernennung des Regierungschefs zusteht. Außerdem ist er Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Die Amtszeit des Präsidenten beträgt fünf Jahre. Die Wahl am 19. Juli ist die 13.Präsidentschaftswahl seit der Republiksgründung 1950. (APA)