London/Southampton - Wissenschaftliche Aktivitäten an heißen Unterwasser-Vulkanen sind nach jüngsten Forschungsergebnissen doch keine so große Bedrohung für das dortige Leben. In früheren Studien konnten Forscher feststellen, dass einige der hochsensiblen Lebewesen, die dort unter extremen Bedingungen leben, durch Scheinwerferlicht regelrecht erblindet sind. In einer neuesten Studie kommen die Forscher zum Schluss, dass dies allerdings weit weniger dramatische Auswirkungen auf die Gesamtpopulationen hat als ursprünglich befürchtet, berichtet BBC-Online.

Hinweise auf die frühe Besiedelung der Erde

Für die Wissenschaft sind die extremophilen Tiere und Pflanzen - etwa jene, die nahe an unterseeischen Vulkanen leben - von großer Bedeutung, da sie Hinweise auf die frühe Besiedelung der Erde geben könnten. Die Lebensumstände in diesen Regionen sind einerseits gekennzeichnet durch hohe Temperaturen, andererseits durch extreme Gehalte an chemischen Substanzen wie etwa Salz oder Gase. Licht dringt in die großen Tiefen praktisch nie. Zur Erforschung des Lebens unter diesen Bedingungen sind U-Boote mit starken Scheinwerfern nötig.

Konsequenz: Erblindung

So haben die Forscher entdeckt, dass eine kleine zehn Zentimeter große Garnele der Spezies Rimicaris exoculata, die sich von Bakterien rund um die Vulkanschlote ernährt, extrem empfindlich auf das künstliche Licht reagiert und davon erblindet. Diese Erkenntnisse haben Wissenschaftler dazu veranlasst, mehr Vorsicht bei der Erforschung solcher Tiefseevulkane walten zu lassen. Die Umweltorganisation WWF hat sogar vorgeschlagen, einige dieser hydrothermalen Quellen am Meeresgrund unter Schutz zu stellen und jegliche Forschungsaktivität dort zu unterbinden.

Population stabil geblieben

Nun haben Wissenschaftler der Universität Southampton und der Woods Hole Oceanographic Institution die Auswirkungen von hellem Licht an den unterseeischen Vulkanen der Trans-Atlantischen Geotraverse am Mittelatlantischen Rücken untersucht. Konkret ging es dabei um eine Erfassung der Population der Garnelen im Vergleichszeitraum 1994 und 2004. Während dieser Zeit haben zahlreiche Expeditionen zu den Thermalquellen stattgefunden. Forschungsleiter Jon Copley, Ozeanograph an der Universität von Southampton erklärte: "Wenn das Licht den Garnelen tatsächlich etwas anhaben hätte können, hätte die Population nach den viele Expeditionen stark zurückgehen müssen. Tatsächlich ist sie aber gleich geblieben." Das bedeute, dass die Erforschung der Tiefseevulkane doch weniger Auswirkungen auf die Ökologie habe, als bisher angenommen.

Noch am Leben

Copley und sein Forscherteam sind von den Forschungsergebnissen insofern begeistert, als dass die Tiefseegarnelen offensichtlich auch ohne ihr Augenlicht überleben können. "Es ist möglich, dass sie über andere uns unbekannte Sinnesorgane verfügen", schließt der Forscher. "Die Ökosysteme sind absolut einzigartig. Die Menschen die dort arbeiten um sie zu erforschen, sind die letzten, die solche Ökosysteme auch nur beschädigen wollen", erklärt der Ozeanograph. Stephan Lutter vom WWF-North-East-Atlantic-Marine-Ecoregion hingegen meint, dass nur die Tatsache allein, dass Scheinwerfer das Augenlicht der Garnelen zerstören, Grund genug sei, diese unter Schutz zu stellen. Auch wenn die Population dadurch nicht gefährdet sei. (red)