Wien - "Der viel diskutierte Facharbeitermangel auch im
Tourismus ist hausgemacht", erklärt Rudolf Kaske, Vorsitzender der
Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida im Rahmen einer
Pressekonferenz am Freitag, dem 13. Juli 2007: "Wer gute
Arbeitsbedingungen und faire Löhne bietet, findet auch
FacharbeiterInnen. Da sind weder zusätzliche Saisoniers noch eine
vorzeitige EU-Arbeitsmarktöffnung notwendig. Allerdings müssen wir
rasch gemeinsam Strategien für den Arbeitsmarkt der Zukunft
entwickeln." Kaske verweist auch auf die aktuellen
Arbeitslosenzahlen, die seltsamen Vorgänge um die jüngste
Saisonier-Verordnung und unterstützt die Bundesregierung in ihrer
Forderung nach einer Ausbildungsgarantie bis zum 18. Lebensjahr.
"Auch ich freue mich, dass die Arbeitslosigkeit im Juni 2007
neuerlich gesunken ist, sehe aber keinen Grund zu Jubel", betont der
vida-Vorsitzende: "Mit 234.017 Arbeitssuchenden - einschließlich
Schulungsteilnehmerinnen und -teilnehmern - liegt die
Arbeitslosigkeit immer noch um 27, 6 Prozent über dem Juniwert von
2000. Das ist mehr als ein Viertel." Auch im Tourismus sei die
Arbeitslosigkeit um 1.604 Personen zurückgegangen. "Trotzdem waren in
dieser Branche 27.624 Menschen arbeitslos - und das in diesem heißen
Juni, wo die Sommersaison ihre erste Spitze erreichte", ergänzt
Kaske.
"Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) und Wirtschaftskammer
(WKÖ) fordern unter dem Schlagwort Personalengpass alljährlich
willige und vor allem billige Arbeitskräfte", so der
vida-Vorsitzende: "Die beiden Interessenvertretungen sind aber nur
selten bereit, zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen etwas
beizutragen: Nach wie vor herrscht Nachholbedarf sowohl bei den
Löhnen, die ein Drittel unter denen anderer Branchen liegen, als auch
bei den Rahmenbedingungen, die die Arbeit im Tourismus auch für die
vielen Kolleginnen und Kollegen erschweren. Wer hier zu den Guten
gehört, findet auch gutes Personal."
Der Gewerkschafter kritisiert neuerlich die Vorgänge um die
Sommersaisonierverordnung. Die WKÖ hatte sich in einer Aussendung
noch vor Einleitung des Stellungnahme-Verfahrens für die Aufstockung
des Sommer-Saisonierkontingents bedankt. Zu den Forderungen nach
einer Arbeitsmarktöffnung vor 2009 präsentiert Kaske aktuelle Zahlen:
"Die Türe ist weit offen. Eine Momentaufnahme vom April 2007 zeigt
150.474 ArbeitnehmerInnen in der Branche. Davon waren 91.491
ÖsterreicherInnen und 58.983 ausländische Beschäftigte. Von letzteren
kamen bereits 17.766 aus EU-Ländern. Der Großteil davon aus
Deutschland mit 7.181 Personen." (apa)