Seoul - Nordkorea hat überraschend Militärverhandlungen mit den USA vorgeschlagen. Bei den Verhandlungen solle es um Sicherheits- und Friedensfragen auf der koreanischen Halbinsel gehen, hieß es am Freitag in einer Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA. An den Verhandlungen solle ein UN-Vertreter teilnehmen.

Zugleich drohte die nordkoreanische Militärführung mit einem Festhalten an ihrem atomaren Rüstungsprogramm. Die "Konfrontation" zwischen Nordkorea und den USA sei ein Kampf "auf Leben und Tod", hieß es weiter. Die USA verwendeten die Verhandlungen über das Atomprogramm nur als "Vorwand", um Pjöngjang unter Druck zu setzen.

"An jedem Ort zu jeder Zeit"

Der Vorschlag für Militärverhandlungen wurde laut der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA von der nordkoreanischen Militärvertretung im Grenzort Panmunjom herausgegeben. Die Verhandlungen könnten "an jedem Ort und zu jeder Zeit" beginnen. "Es ist einfach, eine Chance zu verpassen, aber schwierig, eine Chance zu erhalten", hieß es weiter. Zum Inhalt der vorgeschlagenen Verhandlungen wurde lediglich mitgeteilt, sie sollten Themen betreffen, die "mit der Sicherstellung von Frieden und Sicherheit" auf der koreanischen Halbinsel zusammenhingen.

Washington zu umfassenderen Gesprächen mit Nordkorea bereit

Der US-Sondergesandte Christopher Hill erklärte sich zu umfassenderen Gesprächen mit dem kommunistischen Staat bereit. In jedem Fall seien die USA daran interessiert, nicht nur die Atomfrage auf der koreanischen Halbinsel zu klären, sondern auch "weitergehende Fragen wie Frieden und Sicherheit", sagte Hill am Freitag in Tokio. Es werde aber kein Friedensabkommen ohne vorhergehende nukleare Abrüstung geben, betonte er. Gespräche über ein Abkommen könnten aber schon beginnen, bevor die nukleare Abrüstung abgeschlossen sei. Washington werde "überlegt und behutsam" auf den nordkoreanischen Verhandlungsvorschlag antworten, sagte Hill.

Nord- und Südkorea befinden sich seit Jahrzehnten offiziell im Kriegszustand, weil der Korea-Krieg (1950-53) nicht mit einem Friedensvertrag, sondern nur mit einem Waffenstillstand beendet wurde. Die Grenze zwischen Nord- und Südkorea ist seit dem Koreakrieg schwer gesichert und so gut wie nicht zu passieren. Allerdings konnten im Mai erstmals seit dem Krieg zwei Züge die Grenze überqueren. Die Einigung über eine probeweise Wiederaufnahme der Bahnverbindung zwischen beiden Ländern war bei mehrtägigen Militärgesprächen erzielt worden.

Derzeit laufen die Bemühungen um einen Stopp des nordkoreanischen Atomprogramms auf Hochtouren. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) soll die Abschaltung der Atomanlage Yongbyon überwachen. Das Abschalten der Anlage, das nach Angaben der IAEO Anfang kommender Woche beginnen soll, war am 13. Februar bei Sechs-Nationen-Gesprächen vereinbart worden. Nordkorea soll dafür Öl und Lebensmittel geliefert bekommen.

"Erpressung" standhalten

Die Erklärung des nordkoreanischen Militärs enthielt schwere Vorwürfe gegen die US-Regierung. Nordkorea müsse der "Erpressung" Washingtons standhalten, hieß es. Das Land werde seine Bemühungen um Selbstverteidigung gegen einen "US- Atomangriff" oder "Präventivschlag" verstärken, wenn die US-Regierung das Land weiter "unter Druck" setze. Die bei den Sechs-Nationen-Gesprächen getroffenen Vereinbarungen könnten nicht umgesetzt werden, wenn die USA weiter Druck ausübten. An den Sechs-Nationen-Gesprächen beteiligen sich außer den beiden koreanischen Staaten auch Japan, die USA, Russland und China. Weitere Teilverhandlungen sind für kommende Woche in Peking angesetzt. Die IAEO bereitet sich darauf u.a. mit einer Delegationsreise nach Peking vor. (APA/AP/ Reuters)