Einer der mächtigsten Staatsanwälte Österreichs, Ronald Schön, wurde überraschend abgesetzt: Schön, der am Montag gemeinsam mit Staatsanwalt Georg Krakow die Anklage gegen Helmut Elsner und Wolfgang Flöttl im Bawag-Prozess verlesen sollte, wurde von seinem Posten abgezogen. Das berichtet die Wiener Stadtzeitung "Falter" in seiner am Mittwoch erscheinenden Ausgabe.

Schön war mit den Akten der größten Wirtschaftsverbrecher - unter ihnen etwa Gerhard Rieger, Peter Rosenstingl und Bela Rabelbauer – befasst, in Anwaltskreisen war er wegen seiner Härte als "Staatsanwalt Kalashikov" bekannt - und respektiert.

"Katastrophale Optik"

Nun war jedoch bekannt geworden, dass der Staatsanwalt Nebengeschäfte betrieb, die in Konflikt mit seiner Tätigkeit als Staatsanwalt standen: Er habe sich des Rosenkriegs eines Wiener Szene-Anwalts in einer Weise angenommen, die die Oberstaatsanwalt mit "katastrophaler Optik" beschreibt. Herbert Eichenseder, laut "Falter" ein "Doyen der Wiener Strafverteidiger", habe als Rechtsvertreter eines Dienstmädchens des besagten Szene-Anwalts auch Schön mit den Einzelheiten des Falls vertraut gemacht - worauf Schön in seiner Funktion als Staatsanwalt eine Klage gegen die Frau des Szene-Anwalts erhob. Da jedoch auch gegen den Promi-Verteidiger selbst strafrechtlich relevante Vorwürfe erhoben worden waren, war Schön auch für diese Klage zuständig.

Noch dazu soll laut "Falter"-Bericht auch eine enge Beziehung zwischen Schön und Eichenseder bestanden haben: Letzterer habe Schön ein vornehmes Anwaltsbüro um 200 Euro Monatsmiete überlassen. Die Oberstaatsanwalt reagierte schockiert: "Es entsteht der Eindruck, dass Anwälte sich aussuchen können, wer in ihren Fällen ermittelt."

Brisantes Detail am Rande: Auch im Bawag-Prozess gegen Wolfgang Flöttl wären sich Schön und Eichenseder begegnet - der Strafverteidiger ist Flöttls Anwalt. (red)