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Die UN-Sonderbotschafterin und Autorin ("Wüstenblume") Waris Dirie wurde im Rahmen einer feierlichen Zeremonie im Élysée-Palast zum "Ritter der Ehrenlegion" (Chevalier de la Legion d'honneur) ernannt.

dpa/Kay Nietfeld
Wien - Der französische Präsident Nicolas Sarkozy wird am Mittwoch die somalische UN-Sonderbotschafterin und Autorin ("Wüstenblume") Waris Dirie im Rahmen einer feierlichen Zeremonie im Élysée-Palast zum "Ritter der Ehrenlegion" (Chevalier de la Legion d'honneur) ernennen. "Diese Auszeichnung gilt als Ausdruck der Hochachtung, die Sie als UN-Sonderbotschafterin zur Bekämpfung der weiblichen Genitalverstümmelung auf höchster Ebene in meinem Land genießen", begründete Sarkozy laut einer Aussendung der Waris Dirie Foundation vom Dienstag.

Die in Wien lebende UN-Sonderbotschafterin (sie hat seit 2005 die österreichische Staatsbürgerschaft) zeigte sich "glücklich und stolz", diese Auszeichnung vom französischen Präsidenten zu erhalten. "Frankreich ist das einzige Land in Europa, das effiziente und erfolgreiche Maßnahmen im Kampf gegen FGM (Female Genital Mutilation) gesetzt hat." 2003 hatte die somalische Menschenrechtsaktivistin gemeint, dass es "nett" sei, "einen Preis zu bekommen, aber es könnte mir nicht gleichgültiger sein." Vielmehr wünsche sie sich, dass Politiker die Beschneidung von Frauen als "ein Problem der Welt" erkennen.

"Obwohl mehr als 500.000 Frauen afrikanischer und asiatischer Herkunft in Europa Opfer dieses Verbrechens geworden sind, wird von vielen Politikern dieses grausame Ritual an kleinen Mädchen nicht ernst genug genommen", klagte Dirie laut Aussendung. Provokant hakte sie nach: "Wie würden diese Politiker wohl reagieren, wenn nur ein weißes Mädchen Opfer geworden wäre?" Weibliche Genitalverstümmelung hat in den Augen von Dirie - in ihrer Heimat selbst als Kind beschnitten - "nichts mit Tradition, Kultur oder Religion" zu tun. "Es ist die zynischste Form von Kindesmissbrauch." Daher fordere sie alle Länder auf, "hart und konsequent gegen jene vorzugehen, die dieses Verbrechen praktizieren."

Weltweit werden dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF zufolge jährlich zwei Millionen Mädchen Teile der Klitoris und der Schamlippen weggeschnitten, was zu lebenslangen Gesundheitsproblemen führt und die Lust an der Sexualität verhindert. Als kulturelle Praxis existiert FGM (Female Genital Mutilation) in vielen afrikanischen Staaten, aber auch im arabischen und asiatischen Raum. In Österreich sind laut der Wiener Frauengesundheitsbeauftrage Beate Wimmer-Puchinger vermutlich rund 8.000 Migrantinnen betroffen. Dabei ist FGM in Österreich wie auch vielen anderen Ländern strafbar. Seit Anfang 2005 hat Wien die erste FGM-Beratungsstelle in Österreich. Sie wird von der Afrikanischen Frauenorganisation getragen und von der Stadt finanziert.

Diries autobiografische Bücher "Wüstenblume" und "Nomadentochter" verkauften sich weltweit millionenfach. Für ihr Engagement gegen die Beschneidung von Frauen erhielt die oft als "Wüstenblume" titulierte Aktivistin unter anderem den Women's World Awards und Erzbischof-Romero-Preis der Katholischen Männerbewegung Österreich. (APA)