London - Ein britisches Gericht hat am Montag drei der sechs mutmaßlichen Drahtzieher der fehlgeschlagenen Anschläge vom 21. Juli 2005 in London wegen der Planung eines Bombenattentats schuldig gesprochen worden. Die Täter hatten zwei Wochen nach den Anschlägen vom 7. Juli 2005 mit insgesamt 56 Toten und über 700 Verletzten versucht, als Rucksackbomber nach demselben Muster U-Bahnen und einen Bus in die Luft zu sprengen und wurden dabei gefasst. Der Prozess gegen die Männer im Alter zwischen 24 und 33 Jahren hatte am 15. Jänner begonnen.

Das Gericht von Woolwich im Südosten Londons befand Muktar Said Ibrahim, Jassin Omar und Ramsi Mohammed des Mordkomplotts für schuldig. Bei drei weiteren mutmaßlichen Tätern ist die Jury, die bis zum 28. Juli berät, noch zu keinem Urteil gekommen. Der teilweise Schuldspruch fand am siebten Tag der Juryberatungen statt. Die britischen Medien verfolgten die Urteilsverkündung, die unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen stattfand, mit großem Interesse, nachdem es im vergangenen Monat in London und Glasgow erneut zu drei Anschlagsversuchen kam.

Mutmaßliche Täter

Die mutmaßlichen Täter vom 21. Juli hatten wie die Selbstmordattentäter zwei Wochen zuvor Sprengsätze in Rucksäcken versteckt. Bei den geplanten Anschlägen auf drei U-Bahnen und einen Doppeldeckerbus war keine der selbst gebauten Bomben wie geplant explodiert. Einer der mutmaßlichen Attentäter hatte noch vor der Tat Angst bekommen und seinen Rucksack in ein Gebüsch geworfen.

Die drei aus Afrika stammenden und in London lebenden Angeklagten hatten sich vor dem Geschworenengericht für nicht schuldig erklärt. Der Staatsanwalt Nigel Seeney sprach während der Verhandlungen von einem "islamisch-extremistischen Komplott", das "keine hastige Kopie" der vorangegangen Anschläge gewesen sei. Die Polizei fand Videos von Enthauptungen, Selbstmordattentaten und Reden Osama bin Ladens in der Wohnung des 26-jährigen Omars.

Ein Jahr Planung

Nach Angaben der Ermittler hatten die sechs Männer die Anschläge auf die öffentlichen Verkehrsmittel von London bereits ein Jahr vor der Umsetzung geplant. Der 29-jährige Ibrahim, der Anführer der Gruppe, sei im Dezember 2004 nach Pakistan gereist, um dort die nötigen Kenntnisse zu erwerben. Er habe sich dort zur gleichen Zeit aufgehalten wie Mohammed Siddik Chan, der Chefplaner der Anschläge vom 7. Juli 2005 und ein weiterer Selbstmordattentäter von London, Shesad Tanweer. Der Beschuldigte sagte aber aus, die Selbstmordattentäter vom 7. Juli nie getroffen zu haben und die Bombe nach einer Videoanleitung gebaut zu haben.

Zwischen April und Juli 2005 hatte die Gruppe nach Angaben der Ermittler mehr als 440 Liter hochkonzentriertes Wasserstoffperoxid zum Bau der Bomben gekauft und Omars Wohnung als "Bombenfabrik" benutzt. Auch die Attentäter vom 7. Juli hatten die Chemikalie für den Bau ihrer Bomben verwendet. (APA)