Der amtierende Chef des Internationalen Währungsfonds, der Spanier Rodrigo Rato, hat für Oktober seinen Rückzug angekündigt. Nach einer informellen Absprache stellen die Europäer den IWF-Chef, während der Präsident der Weltbank ein US-Amerikaner ist. Aus den Schwellen- und Entwicklungsländern kommt aber zunehmend Kritik an dieser Postenteilung. Dessen ungeachtet hat der neue französische Präsident Nicolas Sarkozy den Oppositionspolitiker Strauss-Kahn ins Rennen geschickt.
Noch keine Einigung
Der Staatssekretär im Berliner Ministerium, Thomas Mirow, bekundete Respekt für die Kandidatur des Franzosen. "Ich glaube, dass es im Hinblick auf seine Kompetenz keine Zweifel geben kann." Auf die Frage, ob es andere Kandidaten gebe, sagte Mirow: "Ich höre das." So gebe es auch einen niederländischen Kandidaten. Wann eine Entscheidung falle, könne er nicht sagen. Auch der österreichische Finanzminister Wilhelm Molterer sagte, es gebe noch keine Einigung auf einen Kandidaten.
Als möglicher Bewerber galt bisher der frühere niederländische Finanzminister Gerrit Zalm. Ein Sprecher des Ministeriums sagte aber am Montag, Zalm stehe für den Posten nicht zur Verfügung. Laut Diplomaten hat auch Italien Interesse angemeldet. Als Kandidaten gelten Zentralbankchef Mario Draghi, der frühere EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti und Finanzminister Tommaso Padoa-Schioppa. Draghi bekräftigte aber am Montag, dass er kein Interesse habe. Auch Padoa-Schioppa äußerte sich entsprechend. Genannt wurde auch der ehemalige polnische Zentralbankchef Leszek Balcerowicz.
Strauss-Kahn umstritten
Sarkozy hatte am Wochenende gesagt, sein Vorschlag stoße auf Zustimmung in den USA, Spanien, Italien und Großbritannien. Auch Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sprach von einem guten Kandidaten. Die Nominierung von Strauss-Kahn ist in Frankreich allerdings umstritten. Kritiker werfen Sarkozy vor, den einflussreichen Sozialisten wegloben zu wollen, um ein Zugpferd der Opposition kaltzustellen. Am Montagabend wurde der französische Präsident beim Treffen der Finanzminister der Eurogruppe in Brüssel erwartet.