Rabat/Paris - Marokko hat wegen möglicher drohender Anschläge die höchste Terrorwarnstufe angeordnet. Diese Entscheidung sei auf der Grundlage von "verlässlichen Informationen" getroffen worden, um "der aktuellen terroristischen Bedrohung gegen unser Land" entgegenzuwirken, erklärte das marokkanische Innenministerium am Freitag nach einem Treffen der für die Sicherheit des Landes zuständigen Entscheidungsträger.

Es gebe eine "schwerwiegende Bedrohung durch einen terroristischen Akt". Eine "extreme Mobilisierung" der Sicherheitskräfte sei notwendig. Zuletzt hatte Marokko im Frühjahr die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen.

In den vergangenen Tagen seien im Innenministerium verlässliche Informationen über die Vorbereitung von "Terrorakten" in Marokko eingegangen, erklärte das Ministerium. Aus diesem Grund sei ein Sicherheitstreffen einberufen worden. Das Innenministerium rief die Sicherheitsbehörden zu erhöhter Wachsamkeit auf.

Verstärkte Kontrollen

Es kündigte verstärkte Kontrollen und eine erhöhte Präsenz von Sicherheitskräften an. Zudem verwies das Ministerium auf die Vorfälle von Casablanca im Frühjahr: Diese hätten "die Befürchtungen der marokkanischen Behörden bestätigt". Der Ausgang der Ereignisse habe die Effizienz des Aktionsplans bewiesen.

Am 11. März hatte sich in einem Internetcafé in Casablanca ein Attentäter in die Luft gesprengt. Am 10. April wurden bei einem Anti-Terror-Einsatz der marokkanischen Polizei vier mutmaßliche Extremisten getötet: Drei sprengten sich selbst in die Luft, ein Vierter wurde von Beamten erschossen, bevor er seine Sprengladung zünden konnte. Vier Tage später sprengten sich in der Hafenstadt zwei Attentäter in die Luft. Insgesamt wurden bei den Vorfällen neben den Attentätern ein Polizist getötet und 45 Menschen verletzt.

Die Erhöhung der Terrorwarnstufe erfolgte rund eine Woche nach den gescheiterten Anschlägen in London und Glasgow sowie kurz nach der Festnahme von vier unter Terrorverdacht stehenden Marokkanern in Barcelona. Die spanische Justiz verdächtigt die Männer, einer Zelle des Terrornetzwerks El Kaida anzugehören, die Islamisten für die Kampf-Ausbildung in Trainingslagern im Sahel anwirbt. Marokko hatte die vier Verdächtigen per internationalem Haftbefehl gesucht.

Erhöhte Terrorgefahr

Der französische Anti-Terror-Richter Jean-Loius Brugière hatte vergangene Woche von einer erhöhten Terrorgefahr in Europa und in den Maghreb-Staaten gesprochen. In Europa sei vor allem Frankreich bedroht.

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy verschob am Freitag einen für kommende Woche geplanten Kurzbesuch in Marokko. Als Grund nannte sein Sprecher David Martinon Terminschwierigkeiten. Die Reise werde voraussichtlich in die zweite Oktoberhälfte verlegt.

Sarkozy wolle am kommenden Dienstag und Mittwoch wie geplant nach Algerien und Tunesien reisen. Die marokkanische Regierung teilte mit, Marokkos König Mohammed VI. habe sich gewünscht, dass Sarkozy zu einem längeren Staatsbesuch komme und nicht nur für einige Stunden, wie es ursprünglich geplant war. (APA)