Mineralwasser mit Aussicht. Der überdachte Wellnessbereich im Daberer ist klein, bleibt aber für die umgebende Landschaft offen.

Foto: Biohotel Daberer
Foto: Biohotel Daberer
Mineralwasser aus dem Leitungshahn, aus der Dusche und im Pool; Boden und Türen, Möbel und Treppen aus gehobeltem heimischem Gehölz, mit Leinöl behandelt; auf dem Teller möglichst regional gehaltene Bestqualität; simple, aber feine Textilien auf Tisch und Bett: Der Name "Bio-Hotel", den die Familie Daberer sich für ihr Viersterne-Haus ausgedacht hat, ist ganz ohne Fanatismus, aber mit viel Gefühl für Material umgesetzt worden.

Am Rand des hauseigenen Waldes, der an der Südseite des Gailtals rauscht, zwischen Dellach und Kötschach, haben die Daberers schon 1928 ein "Wellness-Hotel", damals Kneipp-Gasthof, hingestellt und die Mineralquelle, die dort aus dem Berg sprudelt, zum Nutzen der Sommerfrischler in Becken aufgefangen. Das gelenksnützliche Wässerchen brachte Gäste und Wohlgefühl. Und ein G'spür für Natur, das auch die Urenkel noch beweisen. Zuerst zur Biopension umgebaut, wurde es 2003 zu einem Biohotel ausgebaut, das so gar nichts mehr mit dem kargen Körndl-Image fanatischer Gesundheitsapostel zu tun hat.

Die Zimmer sind schlicht und großzügig, das Design lässt, wie man so schön sagt, das Material wirken. Die Handschrift von Herrn Daberer, Holzfachmann, der Holz nicht als Schmuck, sondern als Konstruktionselement schätzt, ist überall zu merken. Vor allem in den neuen Zimmern der zwei angebauten Hotelflügel.

Frau Daberer kümmert sich um Küche und seelisches Wohlergehen, pflegt ihre Kräuterleidenschaft und einen schmeckbaren Frischefanatismus. Hier wird alles selbst geköchelt, gebraten, geschmurgelt, sogar das Brot kommt aus eigenem Ofen. Wer will, wählt "Grünküche - leicht, fettarm, basenreich", oder auch sorgsam zubereitetes Deftiges. Frau Daberer lässt sich immer wieder etwas Neues einfallen. Einfach nett. Unaufgeregt und persönlich, wie die Stimmung im Haus.

Der Pool ist zwar nicht extra groß, aber der ganze Wellness-Bereich bleibt überall hell, die Aussicht (sogar aus dem Workout-Saal und übrigens fast allen Zimmern) über den Obstgarten ins Gailtal ist lieblich bis imposant.

Wellness zwitschert

Aber das alles wäre noch nicht so besonders, gäbe es dahinter nicht den Wald als zwitschernden, kühlenden weiteren Wellnessraum mit einer Waldsauna, wo man sich in einem bachdurchflossenen Tauchbecken kühlt und unter dem Blätterdach auf einer Veranda ausruht.

Ein Barfußweg führt zum etwas weiter oben gelegenen Waldteich, vorbei an der hauseigenen Forellenzucht: Besonders warm wird es ja nicht, das ursprünglich als Löschteich angelegte Gewässer, aber hübsch ist es so mitten im Wald, mit Liegen und Stille und Wiese. Die kleinen Krebse, seltenen Dolenkrebse, füheln sich in dem dunklen, sauberen Wasser besonders wohl. Wie jeder, der sich an einem heißen Tag dann doch in das kaum wärmer als 18° C werdende Wasser traut.

Täglich gibt es irgendein Bewegungsprogramm, Qigong, verschiedenste Arten an Gymnastik, auch im Wasser und auf der Wiese, oder Ausflüge und Wanderungen, die Herr Daberer oft selbst begleitet. Fahrräder kann man kostenlos ausborgen für Trips entlang der Gail, ein Mountainbike-Trek führt gleich hinter dem Haus vorbei. Und natürlich gibt es in der Gegend vom Canyoning bis zum Sommerrodeln alle Vergnügungen an Bewegung in der Natur.

Wer beim Wandern ein besonderes Ziel anvisieren will, spaziert zu den Ausgrabungen auf der Gurina und schaut beim Durchsieben der Erde und beim vorsichtigen Wegschaufeln der Erdkrume zu. Immer wieder tauchen dort auf dem Hochplateau interessante Münzen und Figürchen aus der Erde auf: Man steht auf keltischem und römischem Boden, der bereits im 9. Jh. v. Chr. besiedelt war. Donnerstags gibt es da übrigens Führungen, für die man sich bei der Gemeinde in Dellach anmelden kann.

Und dann ist das Gailtal ja auch berühmt für seine Feste, vom Speckfest über das Polentafest bis zum Kartoffelfest. Sogar ein Zeckenfest gibt es hier, auf einer Wiese, die wegen der vielen Zecken berüchtigt ist: Der Gailtaler fürchtet sich eben vor gar nichts, solange er es nur feiern kann. (Elisabeth Hewson/Der Standard/Printausgabe/7.8.7.2007)