Illustration: derStandard.at
Jüngst gab es einen Wettbewerb unter dem Titel "Das bedrohte Wort", bei dem "Kleinod" aus 2000 Einsendungen zum Sieger gekürt wurde. Damit war die Gefahr, dass dieses grazile, unprätentiös Wert vermittelnde Wörtchen ausstirbt, auch schon gebannt. Kleinodier (oder -odler) aller Länder vereinigen sich und rufen es in die Blätterwälder, von wo es in Echowellen zurückkehrt. Auch hier ist es ein Leichtes, für seine Zukunft zu werben: Kleinod. Kleinod. Kleinod. Und wieder sitzt es ein wenig fester im Sprachsattel. Umgekehrt ist es bedeutend schwieriger, Wörter zu entlassen, die einem bereits bei den Gehörgängen heraushängen. Zum Beispiel die "Win-Win-Situation". Schwarz-Blau hat sie gepflogen, Rot-Schwarz pflegt sie weiter. Sie besagt, dass man da schon ins Englische flüchten muss, um ungeniert behaupten zu können, dass aus Verhandlungen ausschließlich Sieger hervorgegangen sind. In der zeitgenössischen Politik der reinen Angeberei werden klassische Lose-Lose-Situationen (Eurofighter, Ortstafeln, Steuern) mit steten Win-Win-Bekundungen weggeleugnet. Dabei wäre das Geständnis "Kein Sieger ohne Verlierer" so ein nettes Kleinod politischer Aufrichtigkeit. (Daniel Glattauer/ DER STANDARD, Printausgabe, 07./08.07.2007)