Jerusalem - Rund 90 Prozent der jüdischen Siedlungen im
Westjordanland haben sich laut der israelischen Friedensgruppe Peace
Now (Shalom Ahshav/Frieden Jetzt) über ihre offiziellen Grenzen
hinweg ausgeweitet. Gleichzeitig würden 91 Prozent des eigentlich
zugeteilten Landes überhaupt nicht genutzt, heißt es in einem am
Freitag veröffentlichten Bericht der Organisation. Daraus wird der
Schluss gezogen, dass es den Siedlern nur darum gehe, noch mehr Land
der Palästinenser zu beschlagnahmen.
Der israelischen Regierung wird vorgeworfen, kaum etwas gegen
solche illegale Enteignungen im Westjordanland zu unternehmen. Zehn
Prozent des offiziellen Siedlungsgebiets gehörten ohnehin
palästinensischen Privatpersonen, schreibt Peace Now. Ein Vertreter
der Siedlerbewegung wies die Anschuldigungen als völlig realitätsfern
zurück.
Shlomo Dror, Sprecher der israelischen Militärverwaltung im
Westjordanland, stritt nicht ab, dass manche Siedlungen ihre Grenzen
überschritten hätten. Die meisten von Peace Now angeprangerten
Missstände seien jedoch in den vergangenen zehn Jahren behoben
worden.
Im Westjordanland gibt es derzeit 122 offizielle jüdische
Siedlungen sowie rund 100 illegal errichtete Außenposten. Die
internationale Gemeinschaft hat Israel wiederholt aufgefordert, sich
hinter die Grenzen von 1967 zurückzuziehen und das Westjordanland für
einen Staat der Palästinenser freizugeben. (APA/AP)