Foto: Secession / Hajduk

Wien - In der Wiener Secession ist je eine neue Arbeit der deutschen Künstlerin Antje Schiffers und des Dänen Jens Haaning zu sehen. Während Schiffers für ihr "Großes Bauern-Theater" (2007) Filmmaterial aus Porträts von Bauernfamilien, das diese selbst angefertigt haben, und eigene Gemälde zu einer bühnenbildhaften Inszenierung kombiniert, hat Haaning unter dem Titel "An Average Austrian Year Income" exakt 25.704 Euro zu einem Bild arrangiert und gerahmt. Die Ausstellung, in der noch zwei ältere Werke von Schiffers zu sehen sind, läuft bis 9. September.

Feldforschung, Versatzstücke

Barbara Holub erörterte am Donnerstag in einer Pressekonferenz die thematische Schnittmenge der Exponate: "Beide hinterfragen ökonomische Bedingungen aus unterschiedlichen Gesichtspunkten", so die Präsidentin der Secession. Bei Schiffers gehe es vor allem um den Aspekt des Tausches. Für ihr jüngstes Projekt "Großes Bauern-Theater" betrieb die 1967 geborene Berlinerin knapp zwei Monate lang "Feldforschung" bei insgesamt fünf Landwirten in Niederösterreich und der Steiermark und bot ihnen einen Tauschhandel an. Während die Bauern ihren Berufs- und Familienalltag auf Video festhalten sollten, malte Schiffers im Gegenzug Ansichten der Höfe nach dem Geschmack ihrer Besitzer.

Im Zuge der Projektrealisierung kombinierte sie in Zusammenarbeit mit Thomas Sprenger die als "Versatzstücke des traditionellen Bauerntheaters" umgeschnittenen Filme mit den naturalistisch gehaltenen Ölbildern, welche die Familien als "Leihgaben" zur Verfügung stellten. Zusätzlich dienen großflächige Arbeiten, die motivisch oder stilistisch die Hofgemälde teils scharf kontrastieren, als Bühnenbilder. Interessiert habe sie nicht nur die veränderten Lebenswirklichkeiten der Bauern vor dem Hintergrund von Globalisierung, EU-Beitritt und gesellschaftlichem Wandel, sondern auch die Frage, "ob Auftragsarbeiten überhaupt noch der gängigen Vorstellung von Kunst als individuelle Ausdrucksform" entspreche, erklärte die Künstlerin.

Verkaufswert, Materialwert

Im Gegensatz dazu erscheint Haanings "An Average Austrian Year Income" (2007) als äußerst reduzierte Arbeit. Aus 51 500-Euro-Banknoten, einem 200-Euro-Schein und zwei Zwei-Euro-Münzen arrangierte er die genaue Summe von 25.704 Euro, die laut Statistik Austria dem durchschnittlichen österreichischen Jahreseinkommen im Jahr 2005 entspricht. Dies ermögliche nicht nur jedem Besucher die "Herstellung eines persönlichen Bezugs" zum Werk, sondern hinterfrage auch "das Verhältnis von Kunst, Markt und Kapital", heißt es dazu von Seiten des Künstlers. Denn durch die Definition des Werks als künstlerische Arbeit übersteige der Verkaufswert den tatsächlichen Materialwert.

Neben ihrer jüngsten Arbeit ist Schiffers noch mit zwei älteren Projekten in der Secession vertreten. "Hauptsache man hat Arbeit" (2003/04) zeigt Produktionen aus ihrer Zeit als "Werkkünstlerin" in einer Tochterfirma des Reifenherstellers Continental AG. In dieser von ihr selbst erfundenen Profession fertigte sie vor Ort und auf Wunsch der Mitarbeiter beispielsweise Zeichnungen und Bilder von Werkzeugen oder Instrumenten aus den dort ansässigen Labors an. Das Projekt "Da wo ich war" (1998) enthält hingegen Dokumente und Arbeiten aus Schiffers Mexiko-Aufenthalt, wo sie als Blumenzeichnerin arbeitete. (APA)