Brüssel – Ein Zusammenschnitt von mehreren Sexszenen europäischer Kinofilme erregt die Gemüter in der EU. Der 44 Sekunden lange Werbeclip für den europäischen Film, der 18 Paare bei orgiastischem Stöhnen zeigt und mit den Worten endet "Let's come together" ("Kommen wir zusammen"), ist seit rund zwei Wochen auf EUTube, dem Videoportal der EU-Kommission auf YouTube zu sehen.

Martin Selmayr, Kommissionssprecher in Brüssel, dementierte am Mittwoch Medienberichte, wonach es eine Flut von Beschwerden gegen das EU-Video gegeben habe. Bis Sonntag seien in der EU-Kommission überhaupt keine Beschwerden eingelangt, sagte er. Inzwischen habe er selbst zwei Emails mit Kritik und eines mit Lob bekommen.

Eine Debatte über die Definition von Liebe und Sex lehnte Selmayr ab. "Lasst uns einmal etwas Humor an den Tag legen und lasst uns nicht in die Kriege der fünziger Jahre zurückfallen, als darüber gestritten wurde, was Sex, was Pornographie und was normales Fernsehen ist", sagte er.

Werbung für Europas Filme

Nach Angaben der EU-Kommission wurde der Kurzfilm zu "Liebe" als eines von vier Themen produziert, um das EU-"Media"-Programm zur Förderung des europäischen Films zu bewerben.

Tatsache ist, dass der Clip, der Szenen aus populären europäischen Produktionen wie "Die fabelhafte Welt der Amelie", "Goodbye Lenin" und aus Werken von Pedro Almodovar und Bernado Bertolucci zeigt, bisher am häufigsten auf EUTube angeklickt wurde. Am Mittwoch wurden 1,354 Millionen Zugriffe verzeichnet. Der zweitpopulärste EU-Clip auf dem Videoportal über Rechte von Bahnreisenden in Europa wurde nur 177.000 Mal angeklickt.

Auf die Frage, ob mit solchen Initiativen das Geld der europäischen Steuerzahler richtig eingesetzt werde, antwortete die Kommission mit dem Hinweis, dass die Produktion des gesamten Clips nur 350 Euro gekostet hat – und Uploads auf Youtube gratis sind. (APA, Reuters / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.7.2007)