Innsbruck - "Mit dem ersten Alpenzustandsbericht liegt erstmals eine Gesamtbetrachtung des Themas Verkehr und Mobilität vor, die von allen acht Mitgliedsländern der Alpenkonvention gemeinsam getragen wird", betont Marco Onida, seit Jahresbeginn Generalsekretär der Alpenkonvention am Sitz von deren Ständigem Sekretariat in Innsbruck.

Bisher hätte man etwa bei den Transitzahlen am Brenner aus Rom, Berlin und Wien sehr unterschiedliche Daten erhalten, im noch nicht veröffentlichten Bericht werde nun erstmals eine "gemeinsame Basis geschaffen", meint der 40-Jährige Umweltjurist, der aus dem italienischen Aostatal stammt.

Bei den Empfehlungen des Berichts warnt Onida vor übertriebenen Erwartungen, denn eine Verlagerung des Schwerverkehrs auf die Schiene und das Prinzip Kostenwahrheit stelle nicht wirklich neue Ideen dar. Eine Empfehlung für den Bau des Brenner-Basis-Tunnels enthalte der Bericht allerdings nicht, sagt Onida auf Nachfrage.

"Der Bericht zeigt deutlich auf, welche Verkehrspolitik welchen Effekt hat", erklärt Onidas ebenfalls neu ins Amt gewählte Stellvertreterin Regula Imhof. Die Schweizerin spricht damit den Dauerkonflikt an, den es um geschätzte 500.000 Lkw jährlich gibt, die aus Kostengründen den Umweg über den Brenner wählen, anstatt durch die Schweiz zu fahren. "Österreich muss seine Möglichkeiten für bessere Lösungen besser nützen", sagt Imhof und hofft, dass der von acht Umweltministern unterschriebene Bericht dazu beiträgt, dass die gemeinsamen Verkehrsprobleme der Alpenländer in Brüssel mehr Gehör finden.

Beim Aktionsplan zum Klimawandel setzt man auf neue Kommunikationsstrategien: Gemeinden und Regionen sind aufgerufen bis Anfang September ihre Klimastrategien bekannt zu geben. Nach einer Konferenz im Dezember in Bozen sollen dann Empfehlungen veröffentlicht werden.

Onida will sein siebenköpfiges Team stärker auf eine bessere öffentliche Wahrnehmung der Alpenkonvention orientieren. Dazu zählt er auch eine Öffnung der Büros unter dem Goldenen Dachl für Anfragen von Bürgern. Die Aufgabe eines "Anwalts der Alpen" sieht Onida vor allem in der Funktion eines Beraters, der auch Behörden und Politiker von guten und nachhaltigen Wegen in der Entwicklung des Alpenraums überzeugt. (hs)