Ingela Bruner mag den Begriff Quoten nicht, aber "in einem Land, wo es ein hohes Verständnis für die paritätische Besetzung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern gibt, müsste es auch eine Selbstverständlichkeit sein, dass man auch zwischen Männern und Frauen paritätisch besetzt."
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Ingela Bruner, die als neu gewählte Rektorin der Universität für Bodenkultur (Boku) als erste Frau eine staatliche Universität in Österreich leiten wird, im Gespräch mit Lisa Nimmervoll.

Standard: Welche Bedeutung messen Sie selbst der Tatsache bei, dass sie als erste Frau die Uni-Spitze erklommen haben?
Bruner: Mir kommt das ganz normal vor. Aber es ist auch eine Verantwortung, dass es nicht bei einer Rektorin bleibt. Ich freue mich und warte auf Rektorin Nummer zwei, drei und weitere, und werde mich da sicher engagieren.

Standard: Für Sie ist es ganz normal. Die Zahlen zeigen eine andere "Normalität". Je höher die Hierarchie, umso männlicher. Warum ist das in Österreich noch immer "normal"?
Bruner: Ich habe dazu einen Gedankenansatz. Wenn die Entscheidungsgremien ausgeglichen besetzt werden könnten und müssten, bin ich überzeugt, dass Bewegung hineinkommen würde. Die öffentliche Hand könnte das machen.

Standard: Ein Plädoyer für Quoten in diesen Gremien?
Bruner: Ich mag den Begriff Quoten nicht, aber paritätisch ja. In einem Land, wo es ein hohes Verständnis für die paritätische Besetzung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern gibt, denke ich, müsste es auch eine Selbstverständlichkeit sein, dass man auch zwischen Männern und Frauen paritätisch besetzt.

Standard: Sind Sie Emanze?
Bruner: Was ist eine Emanze?

Standard: Vermutlich wird das jeder Frau "vorgeworfen", die wie Sie alles will: Top-Karriere und Familie auch noch dazu.
Bruner: Mir bedeuten Familie und Freunde sehr viel. Ohne die könnte ich mir das alles gar nicht vorstellen. Das Frau- Sein würde ich nie negieren. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.7. 2007)