Wien - Im Fahrwasser des am Dienstag präsentierten Filmwirtschaftsberichts haben Vertretungen der österreichischen Filmschaffenden am Mittwoch auf die "dramatisch unterdotierte" Filmkultur in Wien hingewiesen. In einer Reaktion bezeichnet der SP-Kultursprecher dies als "nicht nachvollziehbar".

Der Inhalt des Protests: Seit 2006 stellt die Magistratsabteilung 7, in deren Händen die so genannte "Jungfilmerförderung" bzw. "Projektförderung" liegt, nur mehr 400.000 Euro zur Verfügung. Dass sich unter diesem Mantel die Förderung von Avantgarde- und Dokumentarfilmen versteckt, die nicht unwesentlich Österreichs Ruf als Filmland ausmachen, werde hier offenbar gerne ignoriert, hieß es von Seiten des Dachverbands der Filmschaffenden, der Austrian Director's Association (ADA) und des Verleihs sixpackfilm. Sie fordern die Erhöhung des Budgets auf 950.000 Euro.

"Das ist eigentlich eine sehr bescheidene Forderung", meinte sixpackfilm-Geschäftsführerin Brigitta Burger-Utzer. Immerhin fallen in diesen Bereich renommierte Filmschaffende wie Peter Tscherkassky, Mara Mattuschka oder Martina Kudlacek, die auf die Förderung der MA 7 ebenso angewiesen sind wie Institutionen, innerhalb derer innovative Filme gezeigt oder vertrieben werden, sowie filmwissenschaftliche oder filmhistorische Projekte. Die Filmkultur-Förderung ist laut den Unterlagen zur Pressekonferenz seit 1998 konstant niedrig gehalten worden und wurde 2005 sogar noch um 50.000 Euro (11 Prozent) gekürzt.

Bei einem Jahres-Förderbudget von 400.000 Euro bleiben für einzelne Filmvorhaben im Schnitt 2.400 Euro, so Dachverband, ADA und sixpackfilm. Allein eine untertitelte Festivalkopie eines abendfüllenden Films koste jedoch 3.100 Euro, wurde die "Absurdität" dieser Summe festgehalten. Eine Unterstützung durch den Filmfonds Wien, dem höchstdotierten Film-Fördertopf der Bundeshauptstadt, sei für künstlerische Filme auf Grund deren fehlender kommerzieller Ausrichtung unmöglich. Und vergleiche man die Summen, die etwa für Institutionen wie die Viennale ausgegeben würden, sei es "eigentlich unverständlich, dass sich die Stadt Wien dieses 'Spielgeld' nicht leisten mag", so Dachverbands-Vorsitzender Kurt Mayer.

Es werde "viel in Fassaden investiert, aber nicht in Content", meinte ADA-Chefin Dagmar Streicher. Mittlerweile hätten Niederösterreich und Oberösterreich schon mehr Budget als Wien zur Verfügung, weswegen arrivierte Filmkünstler den hohen administrativen Aufwand in Wien oft gar nicht mehr auf sich nähmen. Unterstützung finden die Institutionen bei den Wiener Grünen. Gemeinderat Marco Schreuder meinte, es zeichne "ein trauriges Bild der Wiener Förderlandschaft", wenn "international anerkannte Filmschaffende ihren Wohnsitz von Wien nach Niederösterreich verlegen" müssten. Die "viel beschworenen Erhöhungen des Kulturbudgets" in Wien hätten vor allem drei Namen: "die Vereinigten Bühnen, das Mozartjahr und der Tourismusverband".

Der Appell geht an Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny: "Wir bitten ihn, die Unterdotierung der Wiener Filmkultur seitens der MA 7 zu beenden", so Schreuder. Und Streicher unterstreicht: "Das ist der Bereich, den man fördern muss", weil hier experimentiert werde und die Grundlage für den österreichischen Film gelegt werde. Beim Fernsehfilm, der durchschnittlich 1,6 Millionen Euro koste, sei diese Förderung nicht mehr notwendig.

"Nicht nachvollziehbar" ist für die Wiener SPÖ die Kritik der Filmschaffenden an der Dotierung der Filmkulturförderung. SP-Gemeinderat Ernst Woller meinte in einer Reaktion auf die Pressekonferenz, dass "gerade Wien im Bereich sehr engagiert" sei und "jährlich 12,6 Millionen Euro in die Film- und Kinowirtschaft" investiere. In den vergangenen Jahren seien die Fördermittel um rund 1,8 Millionen Euro oder 17 Prozent erhöht worden.

Der Filmfonds Wien sei mit einer Dotierung von knapp acht Millionen Euro "europaweit der höchst dotierte regionale Filmfonds, der von einer Stadt finanziert wird", so Woller. Auch die Wiener Kinoförderung habe sich als "besonders effizient" erwiesen. Und für das Filmmuseum, das Gartenbau- und das Metro Kino seien ebenso beträchtliche finanzielle Mittel von der Stadt eingesetzt worden. Dazu kommt laut Woller die Wirtschaftsförderung "departure", die 310.000 Euro für Filmverwertung, Wissenschaft und den Multimedia-Bereich ausschüttet. (APA)