Christine von Kohl
Screenshot Okto
Christine von Kohl ist am Montag, 9. Juli zu Gast beim Diskussionsformat "Europa und der Stier". Die renommierte Balkanexpertin fordert darin von den westeuropäischen Staaten ein Umdenken in der Balkanpolitik.

"Einerseits spricht man schon seit Jahren davon, dass der südosteuropäische Raum zur EU gehört, gleichzeitig tut man nichts, um diese Region kennenzulernen", kritisiert von Kohl. Man verharre vielmehr in einer merkwürdigen Passivität gegenüber dem Balkan. Lediglich Geschäftsinteressen würden gepflegt. Dadurch hätte die EU "eine Situation in diesen Ländern geschaffen, in der die Leute ärmer sind denn je – und ohne jede Perspektive. Und eine andere Schicht der Bevölkerung wird reicher und reicher. Wir unterstützen in Wirklichkeit die Entwicklung der Mafia".

Sozialer Islam

Angesprochen auf das Dauerthema Europa und Islam gibt sich die langjährige Osteuropajournalistin eher optimistisch. "Der Islam hat ja eine sehr viel stärkere soziale Komponente als die anderen Religionen." Daher biete der Islam in manchen Ländern bisweilen die letzte funktionierende Solidarstruktur. "Darin sehe ich ein sehr positives Element in der Mentalität der muslimischen Länder - zumindest auf dem Balkan." Es sei nur bedauerlich, "dass wir im Westen nicht den Unterschied zwischen Islam und Islamismus verstehen."

Dass Christine von Kohl in ihrer Kritik zuweilen recht deutliche Worte findet, liegt wohl daran, dass sie als "Stimme des Balkan ein Rufer in der Wüste" ist, der einfach ein wenig lauter rufen müsse, um gehört zu werden. Gesehen werden kann Christine von Kohl jedenfalls am kommenden Montag um 20.30 Uhr auf Okto. (red)