"Einerseits spricht man schon seit Jahren davon, dass der südosteuropäische Raum zur EU gehört, gleichzeitig tut man nichts, um diese Region kennenzulernen", kritisiert von Kohl. Man verharre vielmehr in einer merkwürdigen Passivität gegenüber dem Balkan. Lediglich Geschäftsinteressen würden gepflegt. Dadurch hätte die EU "eine Situation in diesen Ländern geschaffen, in der die Leute ärmer sind denn je – und ohne jede Perspektive. Und eine andere Schicht der Bevölkerung wird reicher und reicher. Wir unterstützen in Wirklichkeit die Entwicklung der Mafia".
Sozialer Islam
Angesprochen auf das Dauerthema Europa und Islam gibt sich die langjährige Osteuropajournalistin eher optimistisch. "Der Islam hat ja eine sehr viel stärkere soziale Komponente als die anderen Religionen." Daher biete der Islam in manchen Ländern bisweilen die letzte funktionierende Solidarstruktur. "Darin sehe ich ein sehr positives Element in der Mentalität der muslimischen Länder - zumindest auf dem Balkan." Es sei nur bedauerlich, "dass wir im Westen nicht den Unterschied zwischen Islam und Islamismus verstehen."