London - Das Terrornetzwerk Al Kaida hat einem Zeitungsbericht zufolge im Vorfeld der versuchten Attentate von London und Glasgow vor Anschlägen in Großbritannien gewarnt. "Diejenigen, die euch heilen, werden euch töten", habe ein ranghoher Al-Kaida-Vertreter im April den anglikanischen Bischof Andrew White gewarnt, berichtete die "Times" am Mittwoch.

White ist dem Al Kaida Vertreter auf einem Treffen über religiöse Versöhnung in der jordanischen Hauptstadt Amman begegnet. Der anglikanische Geistliche Andrew White habe diese Nachricht, allerdings ohne den genauen Wortlaut, an das britische Außenministerium weitergegeben. Die Bedeutung des Satzes, "Die, die euch heilen, werden euch töten", habe er damals nicht erkannt und deshalb auch nicht für erwähnenswert gehalten.

Der Al-Kaida-Führer habe ihm bei einem Treffen in Jordanien gesagt, dass es bereits Pläne gebe, Briten und Amerikaner wegen ihres Einsatzes im Irak zu töten, sagte White. Die Zeitung will aus Sicherheitskreisen zudem erfahren haben, dass der festgenommene irakische Arzt Bilal Abdullah (27) Verbindungen zu radikal-islamischen Gruppen hatte. Mittlerweile wird davon ausgegangen, dass er und sein schwer verletzter Komplize Khalid Ahmed nicht nur das Auto in den Flughafen Glasgow steuerten, sondern auch die Autobomben in London platzierten.

Geheimdienst kannte einige Verdächtige

Einige der acht festgenommenen Terrorverdächtigen waren dem britischen Geheimdienst MI5 schon vor den Attacken von London und Glasgow bekannt. Von einigen habe es Informationen in der Datenbank des Geheimdienstes gegeben, berichteten britische Medien am Mittwoch übereinstimmend. Nachdem davon ausgegangen wird, dass alle Hauptverdächtigen gefasst sind, erwägen die Sicherheitsexperten nach Angaben des Senders BBC, die Terrorwarnstufe wieder auf die zweithöchste herabzusetzen.

Der "Daily Telegraph" schrieb unter Berufung auf Regierungskreise, dass keiner der Verdächtigen in einen Zusammenhang mit den Anschlagsplänen gebracht worden war. Nach Angaben der "Daily Mail" waren dem Geheimdienst vier Verdächtige bekannt, sie wurden aber nicht weiter verfolgt, weil sie keine "Top-Priorität" gehabt hätten. Sie seien ins Blickfeld der Agenten gerückt, unter anderem weil sie "Verbindungen" zu Menschen hatten, die unter Beobachtung standen.

Bisher wurden sieben Männer und eine Frau nach den Autobombenfunden in London und dem Anschlag auf den Flughafen Glasgow festgenommen. Alle sollen als Ärzte, Medizinstudenten oder im Labor für das staatliche britische Gesundheitssystem gearbeitet haben. Die beiden Männer, die zudem am Dienstag im nordwestenglischen Blackburn festgenommen wurden, werden nicht mehr weiter wegen Terrorverdachts verfolgt, wie die Polizei mitteilte.(APA/AFP)