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Nie privat: Paris Hilton, Medienprofi.

Foto: Reuters
Betrifft: "Hilton und Hölle" von dag

DER STANDARD, 30.6./1.7. 07

Da steht: "Keiner kann uns einreden, dass es ein öffentliches Interesse an dieser jungen Frau gibt ..." Wahr ist vielmehr, dass es ganz offensichtlich ein öffentliches Interesse gibt. Ich zum Beispiel hätte den Artikel nicht gelesen, wenn nicht HILTON im Titel gestanden wäre. Ich lese alle Hilton-Artikel, die mir unterkommen. Die PR-Leistungen von ihr und ihren Beratern sind doch bemerkenswert, oder? Es geht um nichts, könnte man meinen, aber doch, es ist etwas da, das die Massen berührt wie auch mich. Wie sie auftritt, immer die Medien füttert mit "Privatem", ohne ihren Nimbus zu verlieren und als dummes Mädel zu den Akten gelegt zu werden, beeindruckt ebenso wie die perfekte Auswahl der Events.

Nach dem Hilton-Ball (oder hieß er Opernball?) kommt das Gefängnis-Dramolett. Medien lassen sich nutzen: Da lässt sich von Frau Hilton sehr viel lernen. Die Medien sind gezwungen, über sie zu schreiben, solange sie gut ist.

Weiter im Text: "... es gibt zur Zeit wohl kein anderes Lebewesen, das weniger weiß, wovon es spricht, und damit öfter zu Wort kommt als sie". Das ist eine Verkennung der Tatsachen. Sie und ihre Berater sind erfolgreich, und daher schätze ich auch sie selbst als exzellent ein. Am besten fand ich den Bericht, dass man eine Rechtsverletzung begeht, wenn man Frau Hilton etwas öffentlich schenken will. Hätte Österreich dieselben Berater beim Kauf der Abfangjäger engagiert, wären die österreichischen Karten im Vertrags-Nachverhandeln vermutlich um Häuser besser gewesen.

"... Hilton, die an allen Härten des Lebens vorbeilebt ..." So was von Polemik aber auch. Wir wissen wenig von den Härten in den Leben anderer. Bei vielen berühmten Persönlichkeiten gibt es frühestens nach dem Ableben Informationen, welche Härten sie empfanden. Sicher - sie hat nicht das Problem, ihre Kinder nicht ernähren zu können. Aber keiner kann sich die Härten seines Lebens frei aussuchen. Da können wir nur spekulieren: Frau Hilton trägt vielleicht die Härte, nicht zu wissen, wie sie Menschen in Not optimal unterstützen kann. Eher trägt sie die Bürde, sehr viel für Mitmenschen zu tun, es aber nicht sagen zu dürfen. Denn sie darf ihr Image als blondes Partygirl nicht gefährden.

Dr. Markus Messner 2362 Biedermannsdorf (DER STANDARD - Printausgabe, 4. Juli 2007)