Sie verhandelten und verteidigen den bulgarischen Mobiltel-Kauf von Martin Schlaff & Co.: Ex-Telekom-Austria Chef Heinz Sundt und sein Nachfolger, Boris Nemsic.

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Wien – Die Staatsanwaltschaft Wien hat, wie berichtet, Vorerhebungen wegen des Verdachts der Untreue gegen unbekannte Täter in der Telekom Austria (TA) und ihrer Tochter Mobilkom aufgenommen. Der Vorwurf: Die TA hätte den bulgarischen Handynetzbetreiber Mobiltel, den die TA im Dezember 2004 gekauft hat, "zu einem früheren Zeitpunkt um rund 700 Mio. Euro" billiger erwerben können, wie aus dem Gerichtsakt mit der Geschäftszahl 242 Ur 142/07v hervorgeht.

Die TA selbst will zu dieser Causa, für die Untersuchungsrichterin Gerda Krausam zuständig ist, nur knapp Stellung nehmen. "Wir wollten 2003 die Mehrheit der Mobiltel, haben sie zu diesem Zeitpunkt aber nicht bekommen", erklärt Unternehmenssprecherin Elisabeth Mattes auf Anfrage des STANDARD.

Die Vorgeschichte: Die Mobiltel wurde vom Vorbesitzer, dem in der EU nicht erwünschten Geschäftsmann Michail Chernoy, an das Konsortium rund um Martin Schlaff verkauft. Dieses verkaufte im Sommer 2004 rund 40 Prozent an Investoren rund um ABN Amro und CVC (die Zwischengesellschaft Stripe Investment in Luxemburg). Die TA, die bereits im Oktober 2003 einsteigen wollte, konnte erst im Dezember 2005 zuschlagen – und Mobiltel um satte 1,6 Mrd. Euro kaufen. Der Konzern wurde damals von Heinz Sundt geleitet (der auch dem Mobiltel-Aufsichtsrat angehörte), die Tochter Mobilkom vom heutigen TA-Chef Boris Nemsic.

Strategie

Die TA wird die Vorgänge rund um den Mobiltel-Deal, der Schlaff & Co. Millionengewinne eingebracht hat, den Ermittlern wohl mit – aus ihrer Sicht – chronologischen und strategischen Erklärungen darstellen. Demnach sei es immer TA-Strategie gewesen, Mehrheitsbeteiligungen zu kaufen, die dann schrittweise auf hundert Prozent angehoben würden. Bei Mobiltel sei die TA am 21. Oktober 2003 gescheitert: Damals habe man die seit fünf Monaten laufenden Verhandlungen über einen 100-Prozent-Kauf erfolglos abbrechen müssen – und zwar, weil der Verkäufer zu diesem Zeitpunkt ausschließlich einen Minderheitsanteil abgeben wollte. Warum, ist nicht klar – auch Schlaffs Sprecher Michael Fink kann dazu heute nichts sagen.

Am 2. Oktober 2003 hatte der Aufsichtsrat den TA-Vorstand zur Abgabe eines bedingten Angebots zum Mobiltel-Kauf ermächtigt (51 Prozent im ersten Quartal 2004, die restlichen 49 Prozent bis Ende 2008) – vorausgesetzt, die damals noch laufende Due Diligence hätte das nahegelegt.

Kauf im Juli 2005 vollzogen

Die Darstellung, wonach TA-Aktionärin ÖIAG den Kauf in der Aufsichtsratssitzung im Oktober 2003 plötzlich abgeblasen und untersagt hat, weist man in der TA heute zurück: Die Verkaufsverhandlungen seien nicht vom Aufsichtsrat gestoppt worden, der Aufsichtsrat habe den Deal zu keinem Zeitpunkt untersagt. Abgestimmt wurde darüber allerdings nie. Am 29. November 2004 ging es weiter, da habe man im Rahmen der Expansionsstrategie mit der Mobiltel AD (der Zwischengesellschaft; Anm.) eine Kaufoption für 100 Prozent ausverhandelt, vollzogen wurde der Kauf im Juli 2005.

Den Kaufpreis verteidigt die TA so: Mobiltel habe sich besser entwickelt als prognostiziert, daher sei ihr Wert gestiegen und der endgültige Kaufpreis höher ausgefallen als 2003 verhandelt. Zudem beruft man sich auf ein Bewertungsgutachten zweier Investmentbanken. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.7.2007)