Österreich entpuppt sich als Spielernation: Nur die Briten und Finnen "zocken" noch mehr als Herr und Frau Österreicher. Jeder österreichische Haushalt leistet sich - wieder eingesetzte Gewinne inklusive - im Jahresschnitt 3.100 Euro an Spiel- und Wetteinsätzen - 10,3 Mrd. Euro sollen es im Vorjahr gewesen sein. Dies geht aus einer aktuellen Kreutzer Fischer&Partner-Studie hervor, die am Dienstag in Wien vor Journalisten präsentiert wurde. Über die tatsächlichen Nettoeinsätze gebe es aber keine Zahlen, hieß es.

Heuer sollen die Spieleinsätze sogar auf geschätzte 13,03 Mrd. Euro steigen, so die Berechnungen der Studienautoren anhand der Angaben der Wett- und Glücksspielanbieter sowie Buchmacher in Österreich. Die kumulierten Verluste der heimischen Spieler, sprich die Bruttoerträge der Unternehmen, haben sich im Jahr 2006 im Bereich Glücksspiele auf dem Niveau von 1,29 Mrd. Euro bewegt, bei Sportwetten betrug der Wettverlust für die Spieler 388 Mio. Euro. Damit blieben rund 16 Prozent der Wetteinsätze im Vorjahr bei den Gaming-Anbietern.

Fast die Hälfte durch Automatengeschäft

Fast die Hälfte, nämlich 47 Prozent der Gücksspieleinsätze der Österreicher, würden ins Automatengeschäft fließen, 19 Prozent seien ins Online-Gaming "investiert" worden. Der Rest verteilt sich auf Spielbanken (18 Prozent) sowie Lotterie-Glücksspiele (16 Prozent). Wobei in den zwölf heimischen Betrieben der Casinos Austria 70 Prozent der Bruttoumsätze mit ausländischen Spielern gemacht werden. Die Österreicher selbst, wiewohl die Mehrheit der Casinogeher, tragen nur 30 Prozent zu den Umsätzen der heimischen Casinos bei.

Während das schwer kontrollierbare Online-Wettgeschäft im Jahr 2006 um 33 Prozent zulegte - 1,3 Mrd. Euro kamen dabei in Österreich zum Einsatz - verlieren die Casinos Austria und Österreichische Lotterien bei den Online-Spielen kontinuierlich Marktanteile. Gerade einmal noch 57 Prozent besitzen die Monopolisten noch in diesem Bereich, so die Studie. Ausländische Online-Anbieter würden immer mehr Gelder aus Österreich abziehen. Nach Berechnungen des Beratungsunternehmens, das betonte, die Studie ohne Auftraggeber erstellt zu haben, könnten bis 2012 6 Mrd. Euro an Wetteinsätzen ins Ausland abfließen.

Noch trüber stelle sich aus Sicht der Glücksspiel-Monopolisten die Bilanz bei den Automatenspielen, dem sogenannten "kleinen Glücksspiel" dar: Die Österreicher hätten für das Vergnügen des "kleinen Glücksspiels" im Vorjahr rund 3,3 Mrd. Euro (+36 Prozent) in den Automaten-"Slot" geworfen. Die Casinos würden beim Automaten-Geschäft aber nur etwa 5 Prozent Marktanteil halten.

"Flüchtige Spieler"

Die österreichischen Lotterien wiederum haben nach Angaben von Andreas Kreutzer, Geschäftsführer von Kreutzer Fischer&Partner, durch die langjährige Monopolstellung "nicht begriffen, wie der Markt (bei Online-Lotteriespielen) funktioniert". Dadurch hätten sie sich das neue Geschäftsmodell nicht aneignen können.

Selbst die großen "Cash-Cows" der Lotterien "6 aus 45", Rubbellose und Brieflose würden mit "flüchtenden Spielern" zu kämpfen haben. "6 aus 45" habe seit 2002 17 Prozent der Spieleinsätze eingebüßt, bei den Rubbellosen betrage der Schwund bei den Spieleinsätzen sogar 29 Prozent. Die Lotterien würden sich zudem gegenseitig ihre eigenen Geschäftsfelder kannibalisieren. So habe das Spiel "EuroMillionen" (+2,4 Prozent) vieles an Spielern abgezogen.

Am Sportwettenmarkt seien die Glücksspiel-Monopolisten mit 2 Prozent Marktanteil so gut wie gar nicht mehr präsent.

Aus steuerlicher Sicht sei eine Teilliberalisierung des österreichischen Glücksspiel-Marktes jedenfalls ein lohnendes Geschäft, rechnet das Beratungsunternehmen vor. Bis zu 170 Mio. Euro könnten damit zusätzlich in die Kassen der Finanzbehörde gespült werden. Bei Beibehaltung des Monopols bzw. einer Nicht-Legalisierung des Automatenspiels in ganz Österreich - derzeit ist es in fünf Bundesländern verboten, wenn auch geschätzte 5.500 Automaten illegal aufgestellt sind - hieße das in den nächsten fünf Jahren rund 1,4 Mrd. Euro weniger im Steuersäckel der Finanz. (APA)