Die Operation "Trans-Oceanic" der Polizei klingt wie ein Thriller aus Hollywood.

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Linz – Der "Blue Danube Airport Linz" zählt zu jenen Flughäfen, die man gemeinhin als "klein und idyllisch" beschreiben würde. Das tut auch Klaus Gruber vom Bezirkspolizeikommando Linz-Land. Gerade diese Beschaulichkeit nützte ein international tätiger Suchgiftring, um über den Knotenpunkt Linz Kokain ins Land und Ecstasy-Tabletten außer Landes zu schmuggeln. "Die Täter nutzten die leicht überschaubaren Strukturen des Linzer Flughafens aus", urteilen die Ermittler. Bis zu ihrer Überführung setzten sie Drogen im Schwarzmarktwert von 15 Millionen Euro um. Über die Operation "Trans-Oceanic" informierte die Polizei am Dienstag.

Zwei Jahre lang ermittelten österreichische, italienische, deutsche und amerikanische Fahnder gemeinsam. Man habe genauso wie die Bande "international agiert", meinte Erwin Meindlhumer vom Landeskriminalamt Oberösterreich. Am Ende stand die Verhaftung von 54 Personen in Österreich, Italien und Deutschland. 16 Kilogramm Kokain, 28.000 Ecstasy-Tabletten, Waffen und gefälschte Pässe wurden bei 55 Hausdurchsuchungen beschlagnahmt.

40 Millionen Tabletten

An die 40 Millionen Tabletten der synthetischen Drogen sollen Kuriere geschmuggelt haben. Das Ecstasy sei aus holländischen oder polnischen Labors nach Linz gekommen. Von dort ging es per Flieger nach Mailand und weiter nach New York, berichtet Gruber. Das Kokain wiederum wurde aus Peru, Chile und der Dominikanischen Republik über Amsterdam nach Linz "eingeflogen"– in den Bäuchen und Unterleiben männlicher und weiblicher Kuriere. Bis zu 90 Päckchen (je ein Gramm) hatten sie geschluckt. Diese "Body-Packer" wurden von den Tätern mit Gewalt gezwungen, die Kapseln zu schlucken.

"Das Kokain hatte einen Reinheitsgrad von bis zu 90 Prozent, wenn nur eine der Kapseln im Magen aufgegangen wäre, hätte das zum Tod geführt", sagt Gruber. Die Kuriere seien wie "Erfüllungssklaven" behandelt worden.

Keine Leerflüge Am "Blue Danube Airport" gelandet, wurden die Body-Packer in Hotels oder Pensionen gebracht, um dort die Kapseln wieder auszuscheiden. Danach mussten sie vor ihrem "Heimflug" noch innerhalb Europas Drogen schmuggeln. So nahmen sie in Linz die Ecstasy-Tabletten in Empfang und brachten sie weiter nach Italien. "Es durfte keine Leerflüge geben", erklärt die Polizei. Verwaltet wurde der Umschlagplatz Linz von einem 38- jährigen Chilenen und sieben "Angestellten". Im Februar 2007 wurden sie in Traun bei Linz ausgeforscht und festgenommen. Mittlerweile sitzen sie mehrjährige Haftstrafen ab.

Der "Linzer Chef" sei der Polizei sogar dankbar gewesen. Denn er sei so seiner Hinrichtung entgangen. Der Kopf der Bande, mit Sitz in Italien, hatte bemerkt, dass in Oberösterreich Gelder verschwanden. 20.000 Euro solle sich der Chilene genommen haben. Darauf stand der Tod. Nach einem Hinweis der italienischen Behörden habe man zwei Auftragskiller im Zug am Brenner verhaften können, erklärt Meindlhumer. Die Operation "Trans-Oceanic" war damit beendet. (Kerstin Scheller, DER STANDARD - Printausgabe, 4. Juli 2007)