Schon damals zeigte sich die Durchschlagskraft der neuartigen Waffe: Vier Passanten starben bei der Explosion, mehr als 60 wurden verletzt. Sein eigentliches Ziel hat der Pferdekarren dennoch verfehlt. Die Kutsche des Konsuls hatte den Attentatsort bereits passiert, Napoléon wurde durch die Detonation nur unsanft aus dem Schlaf gerissen.
Mehr als hundert Jahre später diente dieses Urmodell der Autobombe dem italienischen Anarchisten Mario Buda als Anregung für seinen Attentatsversuch. Buda stellte im Jahr 1920 einen mit Sprenggelatine und Eisenschrott beladenen Pferdewagen auf der belebten New Yorker Wall Street ab und verschwand unbemerkt in der Menschenmenge.
Wie ein Feuerball
Kurz nach dem Zwölf-Uhr-Läuten der nahen Trinity Church explodierte der Pferdewagen "mit seiner Ladung Dynamit und Schrott wie ein Feuerball aus Schrapnell", wie Davis schreibt. Die Wall Street war danach mit unzähligen Toten übersäht.
Für Davis gilt Budas "Höllenmaschine" als erster Prototyp der modernen Autobombe: "Zum ersten Mal transportierte jemand mit einem unauffälligen Fahrzeug große Mengen Sprengstoff in unmittelbare Nähe eines hochrangigen Angriffszieles."
Dank des technischen Fortschritts erfreute sich die Autobombe unter Attentätern in den kommenden Jahren immer größerer Beliebtheit: Das erste motorisierte Bombenfahrzeug kam bereits 1947 zum Einsatz, als die rechtsgerichtete zionistische Stern-Bande einen Lastwagen vor einer britischen Polizeistation im damals palästinensischen Haifa explodieren ließ.
Billig und hochexplosiv
Nach Anschlägen in Saigon, Algier und Palermo fand die irische IRA, wie Mike Davis schreibt, im Jahr 1972 scheinbar rein zufällig den Weg zur billigen Autobombe: Die so genannte Anfo-Bombe benötigt lediglich Kunstdünger sowie andere gewöhnliche, industriell erzeugte Zutaten. Mit dieser extrem durchschlagskräftigen Bombe sei "das Tor zur Hölle" endgültig aufgestoßen worden, so Davis.