Mainz - Waldbrände auf der Südhalbkugel der Erde belasten die Umwelt nach Angaben Mainzer Forscher in erheblichem Maß mit Quecksilber. Brennende Biomasse setze dort zeitweilig mehr giftiges Schwermetall frei als menschliche Aktivitäten wie Kohlekraftwerke und Müllverbrennung, teilte das Mainzer Max-Planck-Institut für Chemie am Montag mit.

Über entsprechende Messungen vom Flugzeug aus berichten die Wissenschafter zusammen mit Kollegen des Instituts für Küstenforschung am GKSS-Forschungszentrum Geesthacht in den "Geophysical Research Letters" (Bd. 34, S. L08813).

Hauptverursacher: Der Mensch

Die Biomasseverbrennung ist demnach für drei bis elf Prozent des weltweiten Quecksilberausstoßes verantwortlich, was einer Menge von 210 bis 750 Tonnen pro Jahr entspreche. "Diese Emissionen variieren von Jahr zu Jahr und sind stark saisonabhängig", teilten die Forscher mit. Während der von August bis Oktober dauernden Verbrennungssaison setze brennende Biomasse auf der Südhalbkugel mehr Quecksilber frei als der Mensch.

Weltweit gehen nach Angaben der Wissenschafter etwa drei Viertel des Quecksilbers, das in die Atmosphäre gelangt, auf menschliche Tätigkeiten zurück. Nur ein Viertel stammt aus natürlichen Quellen wie Vulkanen. Obwohl etwa 90 Prozent aller Waldbrände und Brandrodungen auf die Tropen entfallen, sei bisher nicht bekannt gewesen, welche weltweite Bedeutung diese Quecksilberquelle hat, betonen die Forscher.

Zwar sei vor fünf Jahren beobachtet worden, dass bei der Verbrennung von Biomasse - etwa bei Wald- oder Savannenbränden - größere Mengen des Schwermetalls frei werden. Diese Messungen hätten sich jedoch auf die Nordhemisphäre beschränkt.

Forschungsbemühungen

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) hatte 2005 dazu aufgerufen, den globalen Quecksilberkreislauf besser zu erforschen. Das Umweltgift ist den Angaben zufolge inzwischen so weit verbreitet, dass Fische aus tausenden Seen in Skandinavien und Kanada nicht mehr für den menschlichen Verzehr geeignet sind.

Im Rahmen des europäischen Forschungsprojektes Caribic maßen die Forscher im Jahr 2005 bei Linienflügen von Frankfurt nach Chile via Brasilien erstmals die Quecksilber- und Kohlenmonoxid-Konzentrationen in gewaltigen Abluftfahnen. Die Abgase stammten aus großen Waldbränden im südlichen, östlichen und zentralen Brasilien.

Für das Projekt Caribic unter Federführung der Mainzer Forscher wurde ein Lufthansa-Airbus im Frachtraum mit einem Messcontainer ausgerüstet, der 15 empfindliche Instrumente enthält. Das Flugzeug ist weltweit unterwegs. (APA/dpa)