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Die ehemalige Vizepräsidentin der Donau-Universität Krems Ingela Bruner hat gute Chancen, als erste Rektorin an einer österreichischen Universität gewählt zu werden.
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Frauen/Männer-Anteil an den Österreichischen Unis nach Hierarchie-Ebenen
Grafik: APA/M. Schmitt
Wien - Einen neuen Anlauf zur Wahl eines Rektors nimmt der Universitätsrat der Universität für Bodenkultur (Boku) am Dienstag. Dabei dürfte es zu einer Premiere kommen: Der Rat hat nach heftigen Turbulenzen im Vorfeld bereits angekündigt, sich "auf die erstgereihte Kandidatin Ingela Bruner zu konzentrieren" - Bruner wäre damit die erste weibliche Rektorin einer staatlichen österreichischen Universität.

Stolpersteine aus dem Weg geräumt

Mitte Mai hatte der Uni-Rat den Dreiervorschlag des Senats für die Rektorswahl zurückgewiesen, an dessen erster Stelle die ehemalige Vizepräsidentin der Donau-Universität Krems, Ingela Bruner, gestanden hatte. Begründung: Nicht alle drei Kandidatinnen/Kandidaten würden die nötigen gesetzlichen Voraussetzungen für das Rektorenamt erfüllen. In der Folge kam es zu wechselseitigen Vorwürfen zwischen Senat und Uni-Rats-Mitgliedern. Der Senat warf dem Uni-Rat vor, gesetzwidrig gehandelt zu haben, zwei Uni-Rats-Mitglieder kritisierten, dass es dem Senat nur um die Verhinderung der Wiederwahl des amtierenden Rektors Hubert Dürrstein gegangen sei.

Mittlerweile haben sich Senat und der Großteil des Uni-Rats ausgesprochen. Jene beiden Rats-Mitglieder, die die heftigste Kritik geübt hatten, sind zurückgetreten. Der Rats-Vorsitzende, Ex-Wissenschaftsminister Hans Tuppy, sah danach keine Stolpersteine für Bruner mehr.

International untypische Lücke

Dass es in Österreich noch keine Frau an die Spitze einer Uni geschafft hat, ist international untypisch. Sogar die Traditions-Unis Harvard und Cambridge haben mittlerweile weibliche Leiterinnen. Prinzipiell gilt in Österreich nach wie vor: Je höher die akademische Karrierestufe, desto weniger Frauen finden sich.

Seit Jahren beginnen deutlich mehr Frauen als Männer ein Studium, im Wintersemester 2005/06 waren es laut Daten des Wissenschaftsministeriums 21.900 Frauen und 18.000 Männer, was einem Frauenanteil von 55 Prozent entspricht. Betrachtet man die Gesamtstudierendenzahl, gibt es ebenfalls mehr Studentinnen als Studenten (116.100 Frauen gegenüber 101.600 Männer). Klar voran sind die Frauen auch bei den Absolventen: Der Frauenanteil bei den Erstabschlüssen lag 2005 bei 56 Prozent.

Beim wissenschaftlichen Personal an den Universitäten zeigt sich dagegen durchgehend ein klarer Männerüberhang: 86 Prozent der Professoren und zwei Drittel aller Assistenten bzw. des sonstigen wissenschaftlichen Personals sind Männer. In absoluten Zahlen: Im Wintersemester 2005/06 standen 300 Professorinnen 1.811 Professoren gegenüber (Frauenanteil:14 Prozent). Vor fünf Jahren war das Bild noch eindeutiger: Damals standen 110 Professorinnen 1.500 Professoren gegenüber (Frauenanteil: sieben Prozent).

An der 30-Prozent-Marke gescharrt

Ganz krass sieht es ganz oben aus: An keiner einzigen Uni gibt es eine Rektorin. Etwas aufgeholt haben die Frauen dagegen bei den Vizerektoren: Mittlerweile sind von den 63 Vizerektorinnen/-rektoren immerhin 17 Frauen (27 Prozent). Vor fünf Jahren gab es nur sieben Vizerektorinnen (von insgesamt 40/Frauenanteil: 18 Prozent). (APA)