Der Schweizer Pharmariese Novartis hat seine Beteiligung an der in Wien börsenotierten Intercell massiv aufgestockt. Der Konzern hat um 150 Mio. Euro 4,8 Millionen neue Intercell-Aktien - ohne jegliche Kontrollrechte - zum Stückpreis von 31,25 Euro gekauft. Damit erhöht sich seine Beteiligung von 6,1 auf 16,2 Prozent, teilte der heimische Impfstoffhersteller Montagfrüh ad hoc mit.

Zudem gaben Intercell und Novartis den Abschluss "einer der bedeutensten strategischen Partnerschaften in der Geschichte der Pharma/Biotech-Industrie" bekannt". In Summe erhält Intercell dafür eine Sofortzahlung von 270 Mio. Euro - 120 Mio. Euro für die Einräumung von Lizenzzugang und Produktoptionen plus 150 Mio. Euro für den Erwerb neuer Aktien.

Kurssprung

Die Intercell-Aktie ist am Montag nach einer Handelsaussetzung mit kräftigen Kursgewinnen in den Handel gestartet. Der erste Kurs der Aktie knapp nach 10:30 Uhr lag bei 28,80 Euro und damit 20,00 Prozent über dem letzten Kurs von Freitag (24 Euro). Auch die Umsätze waren gut, in den ersten Handelsminuten wechselten Intercell-Aktien im Wert von rund 6,3 Mio. Euro (Einfachzählung) den Besitzer.

Am frühen Nachmittag ging der Kurs etwas zurück, lag aber gegen 14 Uhr immer noch stabil bei einem Plus von über 16 Prozent.

Exklusivlizenz

Novartis hat sich damit die Exklusivlizenz für den Einsatz von Intercells IC31-Adjuvans bei neuen Influenza-Impfstoffen gesichert. Dafür winken "Meilenstein-Zahlungen von bis zu rund 100 Mio. Euro während des Entwicklungszeitraums", heißt es in der Mitteilung weiter.

Zusätzlich erhält Intercell eigenen Angaben zufolge "signifikante zweistellige prozentuale Beteiligungen an den Verkaufserlösen". Außerdem werde Intercell während des Entwicklungszeitraums 30 bis 60 Mio. Euro an Sofort- und Meilensteinzahlungen sowie hohe einstellige Lizenzgebühren für jede einzelne zukünftige Lizenz für IC31 in von Novartis ausgewählten Produkten erhalten.

Intercell behalte sich das Recht vor, eine mögliche Produktentwicklung mitzutragen und zukünftige Gewinne anteilig zu teilen. Alternativ könne Intercell für jedes zukünftige Produkt, nach Abschluss der Entwicklungsphase II, Zahlungen in der Höhe von 120 Mio. Euro für den restlichen Entwicklungszeitraum und signifikante zweistellige prozentuale Beteiligungen am Verkaufserlös wählen, wenn Novartis seine Options-Rechte ausübe.

Erforschung und Entwicklung

"Wir freuen uns, eine Partnerschaft mit einem Unternehmen wie Intercell einzugehen, das unsere Vision in der Erforschung und Entwicklung von Impfstoffen teilt und dessen Technologien als eine der innovativsten in der Impfstoffindustrie angesehen werden", sagte der Chef von Novartis Vaccines and Diagnostics, Jörg Reinhardt.

Diese "weltweit einzigartige Partnerschaft" biete beiden Unternehmen eine "exzellente Basis für zukünftige Produkte basierend auf Intercells Technologien", teilte der Impfstoffentwickler weiters mit.

Eine Sofortzahlung in der Höhe von 270 Mio. Euro beschleunige die Dynamik für Intercells Antigen Identifikations Programm (AIP) sowie für Intercells Adjuvans IC31 signifikant und sichere die Position von Intercell, "unabhängig seine aggressiven Wachstumsziele zu erreichen". Die gesamten zukünftigen Meilensteinzahlungen und Lizenzgebühren aus diesem Abkommen können den Angaben zufolge zu Umsätzen in mehrfacher Milliardenhöhe führen.

"Unsere Strategie, als unabhängiges Unternehmen eine der innovativsten Produktpipelines in der Industrie, alleine und mit starken Partnern zu entwickeln und damit signifikanten Shareholder-Value zu schaffen wird mit dieser Partnerschaft fundamental verstärkt", sagte Intercell-Chef Gerd Zettlmeissl.

Gemeinsame Vision

Im Mittelpunkt der Partnerschaft stehe die gemeinsame Vision in Forschung, Entwicklung und Vermarktung von neuen Impfstoffen. Die drei zentralen Elemente der Kooperation: Erstens räumt Intercell Novartis eine exklusive Lizenz zur Nutzung von Intercells Adjuvans IC31 für die Entwicklung verbesserter Influenza-Impfstoffe ein. Ebenso wird Novartis eine nicht-exklusive Lizenz zur Nutzung von IC31 für ausgewählte andere Bereiche erhalten. Intercell behält alle Rechte, weitere Partnerschaften zur Nutzung von IC31 für Infektionskrankheiten, Krebs, Allergien usw. mit anderen Pharmapartnern einzugehen.

Zweitens erhält Novartis mit dieser Partnerschaft Optionen für die Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von Intercells neuen Impfstoffkandidaten zu vordefinierten kommerziellen Bedingungen nach Abschluss der klinischen Phase-II-Studien. Intercell behält sich das Recht vor jeweils, zwischen gemeinsamer Entwicklung mit Gewinnbeteiligung oder dem Lizenzabkommen mit zuvor festgelegten Meilenstein- oder Lizenzgebühren zu wählen. Diese Partnerschaft habe keinen Einfluss auf Intercells eigene Produktentwicklung und existierende Partnerschaften mit anderen Unternehmen.

Drittens umfasst die Partnerschaft ein Abkommen, die Programme beider Unternehmen im Bereich der therapeutischen Hepatitis-C-Impfstoffe in einer gemeinsamen Entwicklung zusammenzuführen, um so die gemeinsame Führerschaft in diesem Bereich auszubauen. (APA)