Mit der Auslagerung von 50.000 Mitarbeitern in Servicegesellschaften hat am Sonntag bei der Deutschen Telekom eine erbitterte Auseinandersetzung um den Stellenumbau ihr Ende gefunden. Nach wochenlangem Streik hatten sich die Beschäftigten in einer Urabstimmung mit rund 72 Prozent für die Annahme der ausgehandelten Kompromisslösung ausgesprochen, wie die Gewerkschaft ver.di am Freitagabend mitgeteilt hatte.

Forderungen

Telekom und ver.di hatten sich unter anderem auf längere Arbeitszeiten und Gehaltskürzungen um 6,5 Prozent mit Ausgleichszahlungen über einen längeren Zeitraum sowie einen Kündigungsschutz bis Ende 2012 geeinigt. Beide Seiten hatten die breite Zustimmung der Beschäftigten begrüßt. "Dieses Ergebnis verpflichtet uns als Vorstand, alles dafür zu tun, um eine nachhaltige hohe Service-Qualität zu erreichen", sagte Vorstandschef Rene Obermann.

Die Auslagerung der Mitarbeiter in drei neue Gesellschaften (Callcenter, Kundendienst, technische Infrastruktur) unter dem Dach der T-Service GmbH ist Teil der Konzernstrategie von Obermann, das Unternehmen in Deutschland wieder wettbewerbsfähiger zu machen.

Ziele

Obermann setzte sich unterdessen das Ziel von 19 Milliarden Euro Jahresgewinn – vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Dies sei ein "ehrgeiziges, machbares Ziel", sagte er dem Nachrichtenmagazin "Focus". "Wir können die 19 Milliarden packen!" Obermann schloss aber Rückschläge nicht aus. Der Konzern arbeite ein "riesiges Umbauprogramm" ab. "Dabei können auch mal Dinge schief gehen, deswegen wird nicht das ganze Unternehmen zerschlagen, solange die Richtung stimmt", sagte er.

ver.di-Bundesvorstand Lothar Schröder hatte nach der Urabstimmung betont, dass die Einkommen für die betroffenen Beschäftigten nach der Auslagerung gleich blieben und der Kündigungsschutz erheblich verlängert worden sei. "Für die Beschäftigten ist das Bestmögliche erreicht worden". Die Verlängerung der Arbeitszeit um vier Stunden sei verschmerzbar. ver.di werde die nächsten Tarifrunden aktiv nutzen, um die Beschäftigten der Telekom an den allgemeinen Einkommensentwicklungen teilhaben zu lassen, betonte Schröder.

Verkauf

Nach einem Bericht der "Wirtschaftswoche" denkt die Telekom über den Verkauf der Telefonauskunft 11833 nach. Aus Unternehmenskreisen hieß es dazu am Samstag: "Alle Optionen werden geprüft." Dem Magazin zufolge erwartet die Telekom Angebote von mehreren Interessenten, darunter vor allem Call-Center-Betreiber aus dem In- und Ausland. Betroffen wären nur rund 40 Telekom-Mitarbeiter, da die Anfragen schon jetzt bei externen Dienstleistern beantwortet würden.

Die Telekom hoffe auf einen Verkaufserlös in mittlerer dreistelliger Millionenhöhe. Als Orientierungsgröße gelte die Marktkapitalisierung in Höhe von 450 Millionen Euro des Münchner Konkurrenten Telegate, schrieb das Magazin. Die Telekom hat in der Auskunft mit 200 Millionen Euro Umsatz einen Marktanteil von 60 Prozent. (APA)