"Die Theorie eines vierfachen Gletschervorstoßes in den Alpen geht auf den Geographen Albrecht Penck zurück", erklärte Fiebig. Er entwickelte seine Theorie um 1900, während er an der Uni Wien lehrte. Grundlage waren so genannte Terrassen von Flusssedimenten. Diese Sedimente würden erkennen lassen, dass die Gletscher vier Mal vorstießen und sich wieder zurückzogen. Das von den Eismassen zermalmte und von den Flüssen transportierte Material sei heute noch in großflächigen Ablagerungen sichtbar. Benannt sind die vier Eiszeiten nach Flüssen.
Isotopenanalysen
Fiebig und seine Mitarbeiter haben die Schichten nun mittels so genannter Isotopenanalysen unter die Lupe genommen. Dabei machen sich die Eiszeitforscher den Umstand zu Nutze, dass Steine, die an der Erdoberfläche liegen, der aus dem Weltraum kommenden Strahlung ausgesetzt sind. Durch den kosmischen Beschuss entstehen verschiedene Isotope im Material, also chemisch idente Varianten von Elementen, die sich aber durch die Zahl der Neutronen im Atomkern unterschieden.
Viele dieser Isotope sind nicht stabil, sie zerfallen nach einer bestimmten Zeit wieder. Dieser Zerfall geht auch dann weiter, wenn das Material wieder von anderen Gesteinsschichten zugedeckt ist. Durch die Analyse dieser Isotope - etwa von Beryllium und Aluminium - können die Wissenschafter nun relativ genau bestimmen, wann die untersuchte Schicht dereinst abgelagert wurde.
Ergebnisse
Als Fiebig dann Materialien untersuchte, die bisher einer der Terrassen der vier kolportierten Eiszeiten zugeordnet wurden, ergaben sich höchst interessante Ergebnisse. So zeigte sich, dass die Steine vor wesentlich längerer Zeit abgelagert wurden, als bisher angenommen. "Im Falle der ältesten Terrasse der Günz-Vereisung kamen wir auf ein Alter von mehr als zwei Millionen Jahre, bisher wurde der Beginn dieser Eiszeit vor weniger als 780.000 Jahre angenommen", so Fiebig.