Dem nun gefundenen Kompromiss gingen laut Mazuz, der zugleich Rechtsberater der Regierung ist, zweiwöchige Verhandlungen und eine Anhörung mit Katsavs Anwälten voraus. Katzav habe auch eingeräumt, Druck auf einen Zeugen ausgeübt zu haben. Der ursprüngliche Anklagepunkt Vergewaltigung, bei dem Katsav 16 Jahre Haft drohten, sei mangels Beweisen fallen gelassen worden. Im Falle einer Verurteilung wegen der anderen Delikte hätte Katsav nach Mazuz' Worten mit einer siebenjährigen Haftstrafe rechnen müssen.
Vergewaltigung
Katsav stand unter Verdacht, in seiner Zeit als Tourismusminister von 1998 bis 1999 eine Mitarbeiterin vergewaltigt zu haben. Während seiner Amtszeit als Präsident soll er zudem weitere Mitarbeiterinnen sexuell belästigt haben. Der Beschuldigte hatte im Jänner seine Amtsgeschäfte als Präsident für drei Monate niedergelegt, genoss aber weiterhin Immunität. Peres war am 13. Juni zu seinem Nachfolger gewählt worden. Bei der Präsidentschaftswahl im Jahr 2000 war Peres Katsav überraschend unterlegen.
Der israelische Hörfunk zitierte Katsav mit den Worten, er habe sich selbst Gewalt angetan, als er die Verantwortung für Taten übernahm, die er nicht begangen habe. Er habe dem entsprechenden Kompromiss jedoch zugestimmt, um seiner Familie und seinen fünf Kindern noch mehr Leiden zu ersparen.
"Frauen ins Gesicht gespukt"
Frauenorganisationen und Rechtsexpertinnen und -experten reagierten entsetzt auf die Vereinbarung. Die Vorsitzende der israelischen Frauenrechtsorganisation Naamat, Talia Livni, sagte, mit der umstrittenen Übereinkunft werde den Frauen in Israel "ins Gesicht gespuckt". Es sei "eine ganz klare Botschaft an die Frauen, sich nicht zu beschweren".
Die linksliberale Knesset-Abgeordnete Sahava Galon warf dem Generalstaatsanwalt "moralische Feigheit" vor. Die Abgeordnete der Arbeiterpartei, Shelly Jashimovich, sagte im Hörfunk, elf Frauen hätten Anzeige gegen Katsav erstattet. "Die Polizei hat ihnen geglaubt, und ich glaube ihnen auch", fügte sie hinzu. Eine Bürgerrechtsorganisation forderte den Rücktritt von Mazuz.
Ankündigung, Deal anzufechten
Die erste Beschwerdeführerin und ehemaligen Mitarbeiterin in der Präsidentenresidenz, deren Vorwürfe ganz aus der Anklageschrift gestrichen wurden, reichte am Donnerstag vor dem Obersten Gerichtshof in Jerusalem eine Klage gegen die Übereinkunft ein, die ihre Anwältin als "niederträchtig" bezeichnete. Man werde den "Deal" mit Katsav mit allen rechtlichen Mitteln anfechten.
Der Rechtsexperte Moshe Negbi kritisierte die Vereinbarung, die nicht nur Frauen von künftigen Beschwerden abschrecke, sondern insgesamt dem "Gerechtigkeitsgefühl schweren Schaden" zufüge. "Der Glaube der Öffentlichkeit in das Rechtssystem ist schwer erschüttert."