Wienke Zitzlaff hat sich als Sonderschulpädagogin unter anderem aktiv für die Integration behinderter Menschen eingesetzt und als Schwester von Ulrike Meinhof versuchte sie, die Haftbedingungen in deutschen Gefängnissen zu verbessern.
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Der Film "anders leben - Lesben im Alter" wird am Freitag, 6. Juli um 19.30 Uhr in der FZ-Bar gezeigt. Im Anschluss findet eine Diskussion mit einer der im Film Proträtierten, Wienke Zitzlaff, statt.

Die Dokumentation porträtiert drei alte Lesben: Hannelore, die frühere Leistungssportlerin, Christel, die Besitzerin einer der ersten Lesbenkneipen im Nachkriegs-Berlin, Wienke, die ehemalige Sonderschul-Rektorin und politische Aktivistin. "anders leben" ist ein Film über drei selbstbewusste, unkonventionelle Frauen, die ihren Weg gegangen sind und immer noch weiter gehen und die - jede auf ihre ganz eigene Weise - Schlüsselpositionen in der lesbischen Geschichte der deutschen Nachkriegszeit einnahmen.

Christel Rieseberg
die es wagte, 1963 eine Kneipe für Frauen in Schöneberg zu eröffnen, ist auch heute noch, mit 71 Jahren, eine kraftvolle und energische Frau. Zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Lisa führt sie die Frauenpension Bertingen an der Nordsee. Für Christel war es immer selbstverständlich in Frauenzusammenhängen zu arbeiten und ihre Energie darauf zu verwenden, für Frauen etwas auf die Beine zu stellen. Einige ihrer Projekte gingen in die Annalen der lesbischen Stadtgeschichte Berlins ein. Allen Mühen und Widerständen zum Trotz hat sie an ihrer Überzeugung festgehalten, dass lesbische Frauen genauso wie Heterosexuelle ein Recht dara uf haben sich zu treffen und ihre Freizeit miteinander zu verbringen.

Hannelore Keydel
war in der DDR Leistungssportlerin und später Bundestrainerin im westlichen Leichtathletik-Verband. Rückblickend bereut sie nichts in ihrem Leben, außer vielleicht, dass sie ihr Coming-out anstatt erst mit 30 - vorher war ihr noch nicht einmal das Wort Lesbe geläufig - gerne schon früher gehabt hätte, denn dann hätte sie den Genuss der Liebe zu Frauen noch ein Jahrzehnt länger auskosten können. Geradlinig und unverblümt erzählt sie ihre Lebensgeschichte, die auch ein Stück Geschichte der DDR und des deutschen Frauensports ist. Seit vielen Jahren lebt sie, inzwischen in einer eingetragenen Lebensgemeinschaft, mit ihrer Lebensgefährtin zusammen.

Wienke Zitzlaff ist politische Aktivistin im klassischen Sinne. Als Sonderschulpädagogin hat sie sich unter anderem aktiv für die Integration behinderter Menschen eingesetzt und als Schwester von Ulrike Meinhof versuchte sie, die Haftbedingungen in deutschen Gefängnissen zu verbessern. Sie ist die Einzige der drei Frauen, die verheiratet war und Kinder bekommen hat, obwohl sie sich zu Frauen hingezogen fühlte. Die Einzige auch, die sich an ihrem Arbeitsplatz, als Rektorin einer Sonderschule, nie geoutet hat, um ihre Stelle nicht zu verlieren. An feste, gar lebenslange Zweierbeziehungen hat sie nie geglaubt. An die Kraft von Nähe und Erotik zwischen Frauen schon. Sie lebt heute in einem Lesben-Wohnprojekt in Hannover und ist Mitbegründerin der Sappho-Frauenwohnstiftung. (red)