Teheran – Zuerst Monate des Lavierens, dann die plötzliche Benzinrationierung: In der Nacht zum Mittwoch gingen in mehreren iranischen Städten die Wogen der Empörung hoch, in Teheran wurden mindestens fünf Tankstellen angezündet. Speziell in ärmeren Vierteln riefen Jugendliche Parolen gegen Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad, an Tankstellen auf Benzin wartende Autofahrer schlossen sich den Protesten an.
Seit Dienstag stehen jedem Autofahrer nur 100 Liter Benzin im Monat zu Verfügung. Im Iran beginnen diese Woche die Sommerferien, und viele Familien müssen ihre Ferienpläne wegen der Rationalisierung ändern.
Erst kürzlich haben 57 namhafte iranische Wirtschaftsprofessoren und Fachleute in einem offenen Brief den Wirtschaftskurs Ahmadi-Nejads als ein Desaster für den Iran bezeichnet: „Der Iran steht am Rande einer wirtschaftlichen Katastrophe“, schrieben sie.
Konservative wenden sich von Ahmadi-Nejad ab
Auch die Konservativen wenden sich mehr und mehr von Ahmadi-Nejad ab: Wie der STANDARD erfuhr, fand in Teheran am Mittwoch eine geheime Sitzung statt, in der fünf Chefredakteure von einflussreichen konservativen Zeitungen, der Chef der iranischen Nachrichtenagentur Irna und ein Vertreter der mächtigen Razavi-Stiftung ihre Strategie für die Parlamentswahlen im Winter und die Präsidentschaftswahlen in zwei Jahren absprachen.
Der Favorit der konservativen Ahmadi-Nejad-Gegner ist der Teheraner Oberbürgermeister Mohammed Ghalibaf. Die Chefredakteure haben in der Sitzung beschlossen, in ihren Zeitungen seine Verdienste als Teheraner Stadtvater und auch seine Beliebtheit als Chef der Teheraner Polizei – der Posten, den er zuvor innehatte – in ihren Medien stärker zu betonen. Auch die konservativen Parlamentarier dürften hinter Ghalibaf stehen, der sogar von einem Teil der Reformer akzeptiert werden könnte.