König (Dick O'Hary) und Wiener Mädel: ORF-Doku "Aloha".

Foto: ORF/Laufbildgesellachaft mbH/Carina Bogner
Wien - In den August-Tagen des Jahres 1881 waren die Wiener aus dem Häuschen. Sie gingen in Scharen auf die Straße, pilgerten vor allem in Richtung Hotel Imperial: Dort gab es was zu schauen.

Ein exotischer Staatsgast war da einquartiert. Der hawaiische König Kalakaua machte auf seiner Europa-Rundreise Halt in der Bundeshauptstadt. Der ORF erinnert daran mit einer Spieldoku.

Was auf den ersten Blick wie die eigenwillige Aufbereitung eines Geschichtsstoffes klingt, der unter die Kategorie "Orchideenfach" laufen könnte, entpuppt sich als liebevolle Bearbeitung einer vergessenen Kuriosität in der Wiener Lokalhistorie.

Saure-Gurken-Zeit

Kalakaua warb eigentlich für Hawaiis Unabhängigkeit und suchte Verbündete in Europa. "In Österreich war Saure-Gurken-Zeit", erzählt Regisseur Christian Riehs und weist auf schon damals funktionierende Aufmerksamkeitsökonomien in Medien hin. Die Zeitungen schossen sich schnell auf den leutseligen Herrscher ein: "Das Interesse, welches dem Beherrscher von Wien seitens aller Kreise der Bevölkerung entgegengebracht wird, nimmt, man kann fast sagen, stündlich zu", schrieb Die Presse.

Medialer Höhepunkt war der heimliche Praterbesuch seiner Majestät: Der König scherte sich nicht um die Etikette und tanzte in einem Café mit einer ihm Unbekannten völlig unstandesgemäß Walzer. Den nahm er dann sogar nach Hause mit: Hawaiis inoffizielle Hymne "Aloha Oe" stammt von Kalakauas Schwester - Musikhistoriker deuten den Ursprung der Melodie im Wiener Heurigenlied "Mir gengan heut' nach Nussdorf h'naus!"

Den König spielt Dick O'Hary, kein Hawaiianer, aber ein Indianer vom Stamm der Crows und seit acht Jahren in Österreich. Gedreht wurde in Wien und in Hawaii, der ORF zeigt "Aloha im Dreivierteltakt" im Herbst. (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 27.6.2007)