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Nach dem umstrittenen Bundeswehr-Einsatz beim G-8-Gipfel in Heiligendamm (Bild) der nächste Skandal: Im Zentrum für Nachrichtenweisen sollen Unterlagen aus einem US-Geheimgefängnis im bosnischen Tuzla verschwunden sein.

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Berlin - Zu den abhanden gekommenen Daten der deutschen Bundeswehr gehören einem Zeitungsbericht zufolge auch Unterlagen über die Beteiligung deutscher Geheimdienstmitarbeiter an Verhören in geheimen US-Gefängnissen. Im Zentrum für Nachrichtenweisen der Bundeswehr (ZNBw) seien Unterlagen aus einem US-Geheimgefängnis im bosnischen Tuzla verschwunden, berichtete die "Berliner Zeitung".

Verdächtige sollen misshandelt worden sein

In Tuzla seien vor und nach den Terror-Anschlägen vom 11. September 2001 Terrorverdächtige festgehalten und zum Teil misshandelt worden. An den dortigen Verhören seien zumindest im Jahr 2001 auch Offiziere des deutschen Militärischen Abschirmdienstes (MAD) widerrechtlich beteiligt gewesen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf einen BND-Bericht.

Der Geheimdienst-Experte Erich Schmidt-Eenboom sagte der Zeitung zufolge, es sei nicht nötig gewesen, die beschädigte Sicherungskopie der Datensätze zu zerstören. "Es gibt das Bundeskriminalamt und einige hochspezialisierte Firmen, die seit langem in der Lage sind, beschädigte Datenträger zu retten und zu rekonstruieren." Dass das ZNBw aber offenbar den Versuch unterließ, technische Hilfe in Anspruch zu nehmen, sei seltsam. "Das riecht nach Vorsatz", sagte Schmidt-Eenboom demnach. Ein Sicherheitsexperte sagte der Zeitung: "Dass die Informationen weg sind, dürfte einige Verantwortliche von damals erleichtern."

Zuvor hatte das ARD-Magazin "Report Mainz" berichtet, bei der Bundeswehr sei der gesamte Bestand an Geheimdienstinformationen über Auslandseinsätze aus den Jahren 1999 bis 2003 vernichtet worden. Die geheimen Berichte seien bei einem Versuch der Datensicherung "Ende 2004 verlorengegangen", zitierte der Bericht aus einem Schreiben von Verteidigungsstaatssekretär Peter Wichert an den Verteidigungsausschuss des Bundestages. Dieser hatte Unterlagen aus dem Jahr 2002 über den Umgang der Eliteeinheit KSK mit dem aus Bremen stammenden Türken Murat Kurnaz im US-Lager Kandahar in Afghanistan angefordert. (APA)