Stuttgart - Mit einer neuen Holding-Struktur reagiert der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche auf sein stärkeres Gewicht unter den deutschen Automobilherstellern. Am kommenden Dienstag (26. Juni) sollen die Aktionäre einer Holding in Form einer Europäischen Aktiengesellschaft (SE) zustimmen. Darin werden die bisherige Porsche AG als Hersteller der Sportwagen sowie die knapp 31 Prozent schwere Beteiligung am Volkswagenkonzern gebündelt. Da alle stimmberechtigten Porsche-Stammaktien allein von den Familien Porsche und Piëch kontrolliert werden, die hinter den Plänen stehen, gilt die Zustimmung als Formsache.

Beobachter schließen nicht aus, dass die neue Holding die Basis für einen großen Firmenverbund darstellen könnte, in dem VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch neben VW und Porsche auch einen neuen Nutzfahrzeugkonzern aus MAN, Scania und VW Nutzfahrzeugen einbringen könnte. Die neue Holdinggesellschaft solle als "Porsche Automobil Holding SE" firmieren und ihren Sitz in Stuttgart haben, heißt es in der Einladung zur außerordentliche Hauptversammlung in der Stuttgarter Porsche Arena.

Aufstockung

Den Vorstand der "Porsche Automobil Holding SE" werden Porsche-Chef Wendling Wiedeking und Finanzchef Georg Härter bilden. Aufsichtsratschef soll Wolfgang Porsche werden, der schon bisher das Kontrollgremium der Dr. Ing h.c. F. Porsche AG leitete. Die Holding mit der Rechtsform der "Societas Europea" (SE) ist mitbestimmt.

Der Sportwagenbauer hatte die neue Struktur Ende März im Zuge der Aufstockung seines VW-Anteils auf mehr als 30 Prozent angekündigt. Dadurch wolle Porsche die Trennung seines operativen Sportwagengeschäfts von der VW-Beteiligung sicher stellen, hieß es. Porsche solle trotz des Engagements in Wolfsburg als eigenständige Sportwagenmarke erhalten bleiben. "Porsche bleibt Porsche", hatte es geheißen.

Mit dem Beginn des neuen Porsche-Geschäftsjahrs am 1. August soll das gesamte operative Geschäft auf die neue Tochtergesellschaft übergehen, die dann den bisherigen Konzernnamen "Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG" annehmen soll. Zwischen Holding und Tochter wurde ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag abgeschlossen, dem die Aktionäre im Juni ebenfalls zustimmen sollen.

Porsche hatte nach Übernahme des 30-Prozent-Paketes an VW pflichtgemäß allen Volkswagenaktionären ein Übernahmeangebot gemacht, das aber unter dem aktuellen Börsenkurs lag und mithin so niedrig, dass mit einer Annahme nicht zu rechnen war. Lediglich 0,06 der VW-Aktionäre nahmen das Angebot an. Porsche muss nun im Falle weiterer Zukäufe von VW-Aktien bis zum Erreichen der 50-Prozent-Schwelle keine Mitteilung darüber mehr machen. (APA/dpa)