Wien - Österreich muss mit einer Verdoppelung der Gesundheitskosten bis 2050 rechnen. Laut Analysen der Organisation für wirtschaftliche Zusammmenarbeit und Entwicklung (OECD) wird der Anteil der öffentlichen Ausgaben für das Gesundheitswesen inklusive Pflege von heute 5,1 Prozent auf 10,9 Prozent steigen. Während sich die Ausgaben für das Gesundheitswesen demnach verdoppeln, werden die Ausgaben für die Pflege sogar um 154 Prozent steigen. Als Gründe führte am Donnerstag Gerhard Plaschka von der Unternehmensberatung Booz Allen Hamiltion nicht nur die demographische Entwicklung an, sondern auch das teilweise ineffiziente Gesundheitswesen.

International wird Österreich aber laut den OECD-Daten beim BIP-Anteil der Gesundheitskosten 2050 durchschnittlich um zwei Prozent niedriger liegen. Während die Gesundheitskosten im OECD-Raum schwächer wachsen werden (plus 68 Prozent) als hier zu Lande, müssen die OECD-Länder mit 200 Prozent Zuwachs bei der Pflege rechnen. Österreich habe in diesem Punkt schon einige Vorkehrungen getroffen habe, erklärte sich das Plaschka die prognostizierte Abweichung vom Trend.

"Grauer Tsumani"

Als einen der Hauptgründe für die zu erwartende Kostenexplosion nannte Plaschka bei einer Pressekonferenz die laut UN-Bevölkerungsbericht prognostizierten Abnahme der Bevölkerungs- und Erwerbstätigenzahlen bei gleichzeitiger Zunahme des Anteils älterer Menschen in der Bevölkerung. Auf Österreich komme ein "grauer Tsumani" zu, meinte Plaschka, im Jahr 2050 werde der Anteil der über 60-Jährigen bei rund 40 Prozent der Bevölkerung liegen, zudem würde der Anteil der für das Gesundheitssystem "kostenintensiven" über 80-Jährigen signifikant steigen.

Eine weitere Kostenfalle ist für die Unternehmensberatung aber auch die teilweise mangelnde Effizienz des heimischen Gesundheitswesens. So weise etwa Österreich die höchste Rate an stationären Krankenhausbehandlungen auf. Werden in Österreich 30.000 Patienten pro 100.000 Einwohner im Krankenhaus behandelt, liegt der Schnitt EU-weit bei 17.000. Bei diesem Punkt sei "das höchste Einsparungspotenzial" gegeben. Während eine stationäre Behandlung pro Fall rund 3.340 Euro koste, schlage ein Arztbesuch lediglich mit 184 Euro pro Fall zu Buche. Rechnerisch könne sich das österreichische Gesundheitssystem, wenn die stationären Aufnahmen auf EU-Schnitt zurückgeführt würden, jährlich 2,3 Milliarden Euro ersparen, meinte Plaschka. (APA)