Wie Diplomaten am Mittwoch berichteten, soll der Sondergesandte den Dialog zwischen Israels Regierungschef Ehud Olmert und dem palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas ankurbeln. Er soll außerdem mit den palästinensischen Behörden beim Aufbau von Institutionen für einen eigenen, lebensfähigen Staat zusammenarbeiten, schrieb die "New York Times".
US-Präsident George W. Bush habe bereits mit Blair über die Idee gesprochen und sie am Dienstag auch mit Olmert in Washington diskutiert, berichtet die Zeitung weiter. Israel stehe dem Vorschlag sehr positiv gegenüber, hieß es. Von Blairs Büro und dem US-Präsidialamt gab es weder eine Bestätigung noch ein Dementi. Blair scheidet am 27. Juni aus dem Amt.
Treffen Abbas-Olmert geplant
Abbas und Olmert werden nach Angaben der israelischen Tageszeitung "Haaretz" im ägyptischen Badeort Sharm el-Sheikh zusammentreffen. Der ägyptische Staatschef Hosni Mubarak hat die israelischen, palästinensischen und jordanischen Führer zu einem Gipfeltreffen am kommenden Sonntag nach Sharm el-Sheikh eingeladen. Das gab der palästinensische Präsidentenberater und Ex-Minister Yasser Abed Rabbo am Donnerstag in Ramallah bekannt. "Die Einladung kam von Präsident Mubarak", sagte Rabbo. Zusammen mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas (Abu Mazen) seien der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert und der jordanische König Abdullah II. nach Ägypten eingeladen worden.
Ziel des Gipfeltreffens sei es, die wirtschaftliche Blockade und israelische Kontrollpunkte im Westjordanland abzubauen, die das Leben der palästinensischen Bevölkerung erschwerten, sagte der Präsidentenberater. Abbas wolle sich auch für eine Wiederaufnahme der Friedensgespräche mit Israel einsetzen. Zuletzt war Abbas im Juni 2005 in Sharm el-Sheikh auf Initiative Ägyptens mit dem damaligen israelischen Premier Ariel Sharon zusammengetroffen.
Olmert zu regelmäßigen Treffen mit Abbas bereit
Olmert erklärte sich außerdem zu regelmäßigen Treffen mit Abbas bereit erklärt. Israel müsse so schnell wie möglich bessere Beziehungen zu der Fatah-geführten palästinensischen Notstandsregierung im Westjordanland aufbauen, sagte Olmert am Donnerstag dem Ministerpräsidenten des deutschen Bundeslandes Hessen, Roland Koch, in Tel Aviv. Olmert hatte US-Außenministerin Condoleezza Rice bereits im März regelmäßige Treffen mit Abbas zugesichert. Aber bisher kam ein solches Treffens nur ein Mal - im April - zu Stande.
Hamas plante Mordkomplott gegen Abbas
In seiner Rede vor dem Exekutivkomitee der palästinensischen Dachorganisation PLO warf Abbas der Hamas indessen vor, ein Mordkomplott gegen ihn geplant zu haben. Abbas beschuldigte den in Syrien residierenden Politbüro-Chef der Hamas Khaled Mashaal, hinter den Plänen gesteckt zu haben. Dabei habe sein Autokonvoi Mitte Mai mit einer 250 Kilogramm schweren Bombe in die Luft gesprengt werden sollen, sagte Abbas, der eine Annäherung an die Hamas ausschloss. Mit Verrätern könne es keine Versöhnung geben, sagte er. "Kein Dialog mit diesen Mördern, Putsch-Planern." Auch von "mörderischen Terroristen" sprach Abbas.
Flüchtlinge nach Ägypten gebracht
In der Nacht auf Donnerstag brachte Israel nach Angaben der "Jerusalem Post" rund 100 palästinensische Flüchtlinge vom Kontrollpunkt Erez an der Grenze zum Gaza-Streifen nach Ägypten. Von ihnen seien 30 Frauen. 32 von dieser Gruppe dürfen nicht nach Israel zurückkehren, weil sie an Terroranschlägen beteiligt gewesen sein sollen. Die nächtliche Aktion sei mit Ägypten abgestimmt gewesen. Die Palästinenser hatten tagelang am Grenzposten Erez auf ihre Ausreise gewartet. In der ägyptischen Grenzregion zum Gaza-Streifen saßen am Mittwoch zu Mittag noch mehr als 5000 Palästinenser fest.
Israel öffnete im Laufe des Tages einen Grenzübergang zum nördlichen Gaza-Streifen für Ausländer und Schwerkranke. 150 Ausländer sowie neun Palästinenser, die dringend medizinische Hilfe benötigten, hätten passieren können, sagte eine israelische Militärsprecherin.
Humanitäre Lage im Gaza-Streifen verschärft sich
Im Gaza-Streifen verschärfte sich unterdessen die humanitäre Lage. Die Vereinten Nationen forderten die rasche Öffnung der Grenzübergänge zum Gaza-Streifen. Die Palästinensische Autonomiebehörde warnte vor Lebensmittelknappheit. Man erwarte, dass Grundnahrungsmittel wie Mehl, Reis und Zucker in gut einer Woche zur Neige gingen.