Agri/Ankara - Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat die Regierungen in Washington und Bagdad aufgefordert, gegen kurdische Aufständische im Norden des Irak vorzugehen. Andernfalls müsste die Türkei selbst zu militärischen Mitteln greifen, sagte Erdogan am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir diskutieren mit der Armee über das Thema", sagte er und betonte: "Die Angelegenheit ist im Rahmen des Kampfes gegen den Terror zu sehen."

Das türkische Militär hat in den vergangenen Tagen mehrfach für eine Offensive im benachbarten Nordirak plädiert, von wo kurdische Rebellen der kurdischen Separatistenorganisation PKK zuletzt verstärkt bewaffnete Angriffe gegen türkische Sicherheitskräfte verübt haben. Die Regierung in Ankara hat bisher ein Einschreiten der Armee im Nachbarland abgelehnt. PKK-Kämpfer leben seit ihrem Rückzug in die nordirakischen Kandil-Berge unbehelligt im autonomen Kurden-Gebiet des Irak. Die USA kamen dem türkischen Ersuchen nach Entwaffnung der Rebellen seit ihrem Einmarsch im Irak nicht nach.

Operationsbasis

Von ihrer nordirakischen Operationsbasis aus haben die Aufständischen der in der Türkei verbotenen PKK in den letzten Monaten ein Reihe blutiger Anschläge auf Militär- und Polizeistationen in Südostanatolien verübt. Seit Beginn des Jahres wurden bereits mehr als 50 türkische Soldaten, unter ihnen viele junge Männer, die ihren Militärdienst ableisten, getötet, was die Regierung Erdogan innenpolitisch zunehmend unter Druck bringt.

Einem 15-jährigen Guerillakrieg der türkisch-kurdischen PKK waren in der Türkei bis zur Festnahme ihres Führers Abdullah Öcalan 1999 mehr als 35.000 Menschen zum Opfer gefallen. Die PKK will einen eigenen Staat in der Südosttürkei, die an den mehrheitlich kurdisch besiedelten Nordirak grenzt. Die kurdische Autonomieregierung in den nordirakischen Provinzen macht ihrerseits aus ihrem Streben nach größtmöglicher Lösung von Bagdad kein Hehl. (APA/Reuters)