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Das Volk hat abgestimmt, der Kredit ist bewilligt, das "Stade de Suisse" kann bespielt werden.

Foto: APA/Ruetschi
Bern - Die Fußball-Europameisterschaft 2008 geht so gut wie fix mit Bern als Austragungsort über die Bühne. Die Bürger der Schweizer Hauptstadt votierten am Sonntag in einer kommunalen Volksabstimmung mit 52,38 Prozent (17.122 Ja- zu 15.563 Nein-Stimmen) für einen Kredit von 5,6 Millionen Franken (3,38 Mio. Euro), der primär die Aufwändungen für die Fan-Zonen, das Rahmenprogramm sowie die Bereiche Verkehr, Marketing und Projekt-Organisation umfasst.

Knappe Zustimmung

Passiert bei der Finanzierung auf Kantonsebene nicht völlig Unerwartetes, gehört Bern damit definitiv zu den acht Host Citys der EURO 2008. Bei einem Nein hätte der Stadt Bern der Verlust ihrer drei Spiele im "Stade de Suisse" gedroht, es sei denn, der Kanton oder private Geldgeber wären für die Summe eingesprungen. Im Vorfeld hatten sämtliche große Parteien mit einem überparteilichen Komitee für eine Bewilligung des Kredits geworben, umso überraschender kam die nur knappe Zustimmung.

Bürgermeister Alexander Tschappat hat mit einer derart engen Entscheidung gerechnet. "Ich bin nicht überrascht, dass es so knapp ausgegangen ist. Aber auch ein Schuss, der von der Stange ins Tor springt, ist ein Tor", meinte Tschappat. "Bern hat eine große Leidenschaft für den Sport. Aber bei Events, bei denen private Organisationen wie die UEFA und die FIFA involviert sind, kann es in solchen Zusammenhängen immer zu politischen Diskussionen kommen", so das Berner Oberhaupt.

Der Berner Stadtrat hatte den Spezial-Kredit für die Großveranstaltung bereits bewilligt, ihn nach Einspruch eines Bündnisses aus Linksparteien jedoch freiwillig den Bürgern zur Abstimmung vorgelegt. Bündnis-Mitglied Daniele Jenni erklärte nach der "Niederlage": "So knapp zu verlieren ist natürlich enttäuschend. Aber wir hatten so viele politische Parteien gegen uns und können stolz sein, dass wir derart viel Unterstützung hatten." Jenni sieht es "als klares Zeichen". "Die Verantwortlichen müssen mit den Steuergeldern vorsichtig umgehen und dürfen nicht nur dem Diktat von großen Sportorganisationen folgen."

Geschäftsführer Kallen und ...

EURO-2008-Geschäftsführer Martin Kallen fiel nach dem positiven Ausgang der Abstimmung ein Stein vom Herzen. "Wir freuen uns, dass sich das Stadtberner Stimmvolk entschieden und sich für den Kredit ausgesprochen hat. Damit ist der politische Prozess der Budgetgenehmigungen in den Host Citys abgeschlossen", sagte der Turnierchef.

ÖFB-Generalsekretär Ludwig erleichtert

Auch ÖFB-Generalsekretär Alfred Ludwig war erleichtert. "Damit ist dieses Thema jetzt erledigt. Das Wichtigste ist, dass die vier Standorte in der Schweiz erhalten bleiben", erklärte der Wiener. Im Falle eines negativen Ausgangs des Votums hätte der Schweizer Plan vorgesehen, die drei Gruppenspiele in Bern auf die drei anderen EURO-Städte Basel, Zürich und Genf aufzuteilen.

Der ÖFB hätte laut Ludwig "im Sinne einer fairen Partnerschaft" nicht versucht, die eine oder anderen Partie nach Österreich zu holen. "Aber wir hätten uns auch nicht verschlossen, wenn die UEFA und die Schweiz an uns herangetreten wären", ergänzte der Generalsekretär.

Von der engen Entscheidung der Berner Abstimmung war Ludwig nicht allzu sehr überrascht. "Bei diesem Thema hat es eben einen langwierigen Diskussionsprozess gegeben", meinte Ludwig. Auch die Tatsache, dass ein verhältnismäßig kleiner Beitrag der Steurerzahler das EURO-Projekt in der Schweizer Hauptstadt fast zu Fall gebracht, wunderte den ÖFB-"General" nicht. "Das ist eben die Form der Demokratie, die von der Schweiz gewählt worden ist." (APA/dpa)