Innsbruck - Im Fall der drei Innsbrucker Babyleichen ist das tatverdächtige Ehepaar am Freitag aus der Haft entlassen worden. Die Verdachtsmomente seien für eine Verhängung der U-Haft nicht ausreichend, erklärte die Staatsanwaltschaft Innsbruck. Ungeachtet dessen gehen die Voruntersuchungen wegen Mordes weiter.

Die 54-Jährige und ihr 62 Jahre alter Ehemann wurden von der zuständigen Untersuchungsrichterin vernommen. Derzeit würden Beweise fehlen, dass die Tirolerin die drei Buben nach der Geburt getötet habe. Eine U-Haft sei daher nicht gerechtfertigt. Vielmehr spreche einiges dafür, dass die Frau die Kinder während des Geburtsvorganges umgebracht habe, erklärte der Leitende Staatsanwalt, Rudolf Koll. Dann wäre die Tat bereits verjährt. Nun warte man auf weitere Ergebnisse der Gerichtsmedizin.

Die Tatverdächtige selbst beteuerte bisher, dass es sich um Totgeburten gehandelt habe. Ihr Mann will von den Schwangerschaften nichts bemerkt haben. Er gab an, dass er sich beruflich häufig im Ausland aufgehalten habe. Beide waren am Mittwoch festgenommen und einen Tag später in die Justizanstalt überstellt worden.

Todesursache schwierig zu ermitteln

Die Frau konnte mit Hilfe eines DNA-Abstrichs aus ihrer Mundhöhle ermittelt werden. Nur zwei der toten Babys stammen vom selben Vater, berichtete das Institut für Gerichtsmedizin an der Universität Innsbruck. Nicht bekannt wurde zunächst, ob der 62-Jährige der Kindsvater ist. Ob man tatsächlich die Todesursache ermitteln könne, sei nicht gesichert, sagte Vorstand, Richard Scheithauer. Ausschließen könne man vorerst, dass es sich bei den Buben um eineiige Zwillinge gehandelt habe. Der Zustand der Leichen sei zwar unterschiedlich, lasse aber keine Rückschlüsse auf die Abstände zwischen den Geburten zu.

Nur wenige Tage nach dem Fund hatte sich das Ehepaar den Fragen der Tiroler Zeitung "Die Neue" gestellt und angegeben, nichts über die Babyleichen zu wissen. Sie hätten sich "nie besonders für die Nachbarn interessiert". Der 35-jährige Sohn der verdächtigen Frau zeigte sich in mehreren am Freitag veröffentlichten Interviews erschüttert über das Geschehen. "Für mich ist das alles ein Riesenschock. Schon Anfang Juni, nach der Entdeckung der Babys in meinem früheren Keller, habe ich einige Tage gebraucht, um das alles zu realisieren. Jetzt weiß ich, dass diese Babys eigentlich meine Brüder waren. Das ist wie in einem schlechten Film", sagte er in der "Neuen". Von den Schwangerschaften seiner Mutter habe er "kein bisschen" bemerkt. Sie sei stets sehr schlank gewesen. "Abnehmen war quasi ihr Hobby. Daher kann ich mir kaum vorstellen, wie sie die Schwangerschaften verheimlichen konnte", meinte er.

Die drei Babyleichen waren am 1. Juni im Kellerabteil eines Mehrfamilienhauses im Stadtteil Wilten entdeckt worden. Die Neugeborenen waren in Plastiksäcke eingepackt und unter Brettern im Keller vergraben. Laut den Angaben der Frau sollen die Kinder zwischen 1977 und 1980 auf die Welt gekommen sein. (APA)