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Der ehemalige Bundespräsident Kurt Waldheim ist am Donnerstag im Alter von 88 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Der Politiker war in seiner langjährigen diplomatischen Karriere u.a. Botschafter bei den Vereinten Nationen sowie zwei Mal UN-Generalsekretär und Außenminister. Von 1986 bis 1992 amtierte Waldheim als Bundespräsident.

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Seine Kandidatur löste eine Diskussionsschlacht um seine Vergangenheit in der Deutschen Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges aus und war Anstoß für den Beginn einer intensiven Vergangenheitsbewältigung in Österreich.

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Trotz dieser Diskussion gewann er die Wahl, Amerika setzte ihn im April 1987 auf die "Watchlist", die einem Einreiseverbot gleichkommt, und von der er nie gestrichen wurde. 1991, ein Jahr vor Auslaufen seiner Amtsperiode, verzichtete Waldheim auf eine Wiederkandidatur.

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Auf Waldheims Verlangen wurde 1988 eine Historiker-Kommission eingesetzt, um seine Kriegsvergangenheit zu untersuchen. Die Historiker attestierten ihm "kein persönliches schuldhaftes Verhalten" und "keine Beteiligung an Kriegsverbrechen". Die Diskussion hielt dennoch an. Einladungen in andere Staaten blieben weit gehend aus, Waldheim wurde zum "einsamen Mann in der Hofburg".

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Waldheim wurde am 21. Dezember 1918 geboren. Er stammte aus St. Andrä-Wördern in Niederösterreich. Er absolvierte die Konsularakademie (Graduierung 1939) und die juridische Fakultät der Universität Wien (Doktorat 1944). In dieser Periode war er auch als Frontoffizier im Zweiten Weltkrieg eingesetzt.

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1945 trat er in den diplomatischen Dienst ein, wobei er u.a. Sekretär von Außenminister Karl Gruber (V) war. 1948 bis 1951 war Waldheim Legationssekretär an der österreichischen Botschaft in Paris, 1951 bis 1955 Leiter der Personalabteilung im Außenministerium, 1955/56 Ständiger Beobachter Österreichs bei den Vereinten Nationen, 1956 bis 1960 österreichischer Missionschef in Kanada. 1960 wurde er Abteilungsleiter im Außenministerium, 1962 politischer Direktor des Außenressorts.

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In den Jahren 1964 bis 1968 sowie 1970/71 war Waldheim Österreichs Botschafter bei den Vereinten Nationen. Dazwischen fiel - in den Jahren 1968 bis 1970 - sein Wirken als Außenminister im Kabinett Josef Klaus (V). Viel diplomatischen Staub aufgewirbelt hatte in der Zeit des Prager Frühlings 1968 die Waldheim-Weisung, in der Botschaft in Prag keine Visa mehr für verfolgte CSSR-Bürger auszustellen.

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1971 wurde Waldheim, obwohl nie einer Partei angehörend, von der ÖVP erstmals als Kandidat für die Bundespräsidentenwahlen nominiert. Mit 47 Prozent Stimmenanteil unterlag er dem Kandidaten der SPÖ, Franz Jonas. Ende 1971 wurde Waldheim als Nachfolger U Thants zum Generalsekretär der Vereinten Nationen bestellt - eine Funktion, die er nach der Wiederwahl für eine weitere Amtsperiode im Jahre 1976 insgesamt zehn Jahre (von Anfang 1972 bis Ende bis 1981) innehatte.

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Waldheim war in dieser Zeit wiederholt als "Feuerwehrmann" bei internationalen Krisensituationen in Erscheinung getreten. Nach seiner Tätigkeit an der Spitze der Weltorganisation nahm Waldheim eine Gastprofessur für Internationale Beziehungen an der renommierten Georgetown-Universität in Washington an, 1983 wurde er zum ersten Vorsitzenden des Aktionsrates ehemaliger Staats- und Regierungschefs für internationale Zusammenarbeit berufen.

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1986 schließlich trat Waldheim zum zweiten Mal bei der Bundespräsidentschaftswahl an und gewann mit 54 Prozent gegen Kurt Steyrer, dessen Niederlage vorprogrammiert war - erstens, weil die Diskussion um Waldheims Vergangenheit "jetzt erst recht"-Wähler mobilisiert hatte und zweitens, weil Steyrer von der SPÖ zur Kandidatur gedrängt wurde, was man ihm stets anmerkte.

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Waldheim ist Autor mehrerer Bücher, darunter "Im Glaspalast der Weltpolitik" und "Die Antwort". Seit seinem Rückzug aus der Politik trat Waldheim des öfteren in der Öffentlichkeit auf, einer seiner letzteren größeren Auftritte war im März dieses Jahres anlässlich der Budgetdebatte im Nationalrat. Waldheim war verheiratet und hinterlässt drei Kinder sowie seine Frau Elisabeth. (APA)

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