Schulden, Krankheit, Behinderung, Arbeitslosigkeit, Verzweiflung - wer einmal aus dem Arbeitsmarkt herausgefallen ist, findet oft nur mehr schwer ins "normale" berufliche Leben zurück. Seit zehn Jahren unterstützt die Volkshilfe BOX behinderte und beeinträchtigte Menschen auf der Suche nach einem Job. Das Prinzip ist einfach, aber wirkungsvoll: Das Selbstbewusstsein mit einfachen Tätigkeiten stärken und mit Praktika einen Fuß in die Türe eines Unternehmens bekommen.

550 "Transitarbeitskräfte", also Zeitarbeitskräfte, waren in den letzten zehn Jahren bei der Volkshilfe BOX im Bereich Sammlung und Wiederverwertung von Alttextilien beschäftigt - viele davon schafften danach den Sprung in den regulären Arbeitsmarkt. Neben einer befristeten Beschäftigung werden sie mit Hilfe sozialer Personalentwicklung auf das Berufsleben vorbereitet und bei der Jobsuche unterstützt.

Die BOX schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Statt alte Textilien einfach wegzuwerfen, können sie in 180 Sammelboxen in Wien und Niederösterreich abgegeben werden - die TransitmitarbeiterInnen der Volkshilfe sortieren und recyceln sie.

2158 Tonnen Alttextilien landeten in den vergangenen zehn Jahren in den Sammelboxen. 267 Tonnen Kleidung wurden dann in den Shops der Volkshilfe verkauft - also etwa 726 volle Kleiderschränke. Von den alten Kleidern enden etwa 20 Prozent in Shops, 8 bis 10 im Müll und der Rest im Großhandel.

Viele Transitarbeitskräfte kommen ursprünglich aus anderen Berufsbereichen, finden aber durch die Beschäftigung in der BOX wieder das nötige Selbstbewusstsein, um am Arbeitsmarkt Erfolg zu haben. "Hier hat man mir wieder etwas zugetraut: Ich habe durch selbstständiges Ausprobieren dazulernen dürfen", berichtet eine ehemalige Teilnehmerin.

Ohne Engagement nützt allerdings auch die größte Unterstützung nichts. Daher haben die BOX-Arbeitskräfte in den zehn Jahren auch rund 27.000 Bewerbungen auf der Suche nach einem Job verfasst.

Eine ehemalige Transitarbeitskraft hat durch die Box in ihren gelernten Beruf als Krankenschwester zurückgefunden. Davor waren aber zwei Jahre Arbeitslosigkeit und Depressionen an der Tagesordnung. "Nach der langen Arbeitslosigkeit habe ich mir gar nichts mehr zugetraut. Die Arbeit hier hat mir wieder Selbstwertgefühl gegeben".

Eine weitere ehemalige BOX-Mitarbeiterin wurde als junge Frau mit zwei Kindern von ihrem Lebensgefährten mit einem Berg Schulden sitzengelassen. Eine verzweifelte Situation, aus der sie erst mit Hilfe eines Privatkonkurses herausfand. "Ohne die Volkshilfe BOX hätte ich es nicht so gut geschafft, meine Schulden in den Griff zu bekommen", erinnert sie sich heute. Mit ihrem neuen Job ist sie sehr glücklich: Sie arbeitet als Buchbindergehilfin in einer Druckerei.

Aber bei weitem noch nicht alle Transitarbeitskräfte können von einem Happy End berichten. Einer von ihnen, Epileptiker, sucht seit langem einen Job - unter anderem im Öffentlichen Dienst. "Ohne Erfolg", berichtet er. Auch wenn Behinderte explizit aufgefordert würden sich zu bewerben, drücke sich die öffentlichen Hand vor der Erfüllung der Behindertenquote.

Wer die Arbeit der BOX nicht nur dadurch unterstützen will, dass er die Container mit Altkleidern füllt, kann die recycelten Kleidungsstücke auch in drei Wiener Shops günstig erwerben. Das eine oder andere Schnäppchen findet sich immer.

Text: Anita Zielina
Bilder: Volkshilfe BOX

Infos über das Projekt und die Shops:
www.beschaeftigung.volkshilfe.at