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Waffenmesse in Minsk: Syrische Militärs zeigen großes Interesse an den ausgestellten Produkten.

Fotos: Reuters/Vasily Fedosenko
Wien/Stockholm - Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri (Stockholm International Peace Research Institute) hat kurz vor Beginn der Sondersitzung zum KSE-Abrüstungsvertrag in Wien am heutigen Dienstag sein neues Jahrbuch zu Rüstung, Abrüstung und internationaler Sicherheit vorgestellt. Darin wird eine massive Steigerung der Militärausgaben im Jahr 2006 verzeichnet. Diese stiegen weltweit auf 1,2 Billionen Dollar, was eine Erhöhung um 3,5 Prozent von 2005 auf 2006 bedeutet.

Die Militärausgaben stiegen demnach um 37 Prozent innerhalb der letzten zehn Jahre. Pro Kopf werden im globalen Durchschnitt 184 Dollar (137,8 Euro) für militärische Rüstung ausgegeben. 46 Prozent der weltweiten Rüstungsgelder werden durch die USA aufgewendet, die dafür 2006 rund 528,7 Milliarden Dollar (396 Milliarden Euro) ausgegeben haben. Dies bedeutet 1756 Dollar (1315 Euro) pro Kopf. Allein für den Kampf gegen den globalen Terrorismus stellte die US-Regierung von 2001 bis 2006 432 Milliarden Dollar (324 Milliarden Euro) zur Verfügung.

Briten zweitplatziert

83 Prozent der Ausgaben werden allein von 15 Ländern aufgebracht. Auf den Spitzenreiter USA folgt Großbritannien mit 59,2 Milliarden oder fünf Prozent Anteil am Gesamtvolumen. China überholte 2006 erstmalig Japan und landete hinter Frankreich auf Platz vier. Mit den von Sipri geschätzten 49,5 Milliarden Dollar - Peking legt seinen Militäretat nicht vollständig offen - ist China jetzt der größte Einkäufer von militärischem Gerät in Asien.

Neue Trägerraketen

Die atomar gerüsteten Staaten Indien, Pakistan und wohl auch Israel setzten 2006 ihr Programm zur Entwicklung neuer Trägerraketen, die für nukleare Sprengköpfe geeignet sind, fort. Besonderes Augenmerk legt der Bericht auf den Atombombentest Nordkoreas im Oktober 2006, den Atomstreit mit dem Iran sowie die noch nicht beschlossene US-indische Nuklearkooperation.

Den von der US-Regierung geplanten Raketenschild, mit dem Angriffe aus dem Iran, Nordkorea oder von Terroristen abgewehrt werden sollen, hat Russland zum Anlass genommen, um den 1999 geschlossenen Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE) infrage zu stellen. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte ein Moratorium angekündigt und eine Sondersitzung der 30 Unterzeichnerstaaten des Vertrags beantragt. Sie beginnt am heutigen Dienstag am Sitz der OSZE in der Wiener Hofburg und soll bis Freitag dauern. Russland ist durch den Leiter der Abrüstungsabteilung im Außenministerium, Anatoli Antonow, vertreten, die USA durch Außenstaatssekretär Dan Fried.

Der US-Raketenschild, von dem Teile in Polen und Tschechien stationiert werden sollen, berührt nicht unmittelbar den KSE-Vertrag. Der Plan für das Abwehrsystem an den Grenzen zu Russland steigerte aber noch Moskaus Unmut über die strategischen Veränderungen im Zuge der Nato-Erweiterung. (APA, red)